Trump gegen den Club der Reichen
Noch vor wenigen Jahren galten sie als natürliche Allianz: der unberechenbare Präsident und die Milliardäre des Silicon Valley und der Wall Street. Heute ist davon wenig übrig.
Seit Donald Trump mit seiner Zollpolitik zunehmend globalen Handelskrieg betreibt, kippt die Stimmung im Unternehmerlager. Aus stiller Loyalität ist offene Kritik geworden – von seinen prominentesten Unterstützern.
Ackman warnt vor wirtschaftlichem Selbstmord
Bill Ackman, Hedgefonds-Gründer, Milliardär, Trump-Spender. Inzwischen einer der schärfsten Kritiker. In einer ganzen Reihe von Posts auf X (ehemals Twitter) warnt er vor einem „Atomkrieg gegen jedes Land der Welt“ – ausgelöst durch Trumps aggressive Zollpolitik.
„Die Berechnungen der US-Regierung stimmen hinten und vorne nicht“, so Ackman. Der Präsident begehe einen kapitalen Fehler – „basierend auf schlechter Mathematik“.
Für Trump ist Ackman damit ein weiterer Paniker in einer wachsenden Liste von Kritikern. Seine Antwort kam, wie so oft, auf Truth Social: „Panicans“ – eine Wortneuschöpfung für Menschen, die zu wenig an ihn und zu viel an Fakten glauben. Für Trump sind sie „dumm“ und „schwach“. Und deshalb auch: irrelevant.
Auch Musk zieht die Reißleine
Elon Musk, einer der lautesten Trump-Sympathisanten der letzten Jahre, meldet sich in ungewohnt leisem Ton – aber mit klarem Signal. Der Tesla-CEO teilt ein altes Video des Ökonomen Milton Friedman, in dem dieser den Wert globaler Lieferketten erklärt – am Beispiel eines Bleistifts. Eine subtile, aber deutliche Kritik am wirtschaftlichen Isolationismus, den Trump vorantreibt.

Gleichzeitig plädiert Musk öffentlich für eine Freihandelszone zwischen der EU und Nordamerika. Eine Einladung zur Vernunft. Eine Antwort vom Weißen Haus? Fehlanzeige.
JP Morgan-Chef warnt vor Spätfolgen
Auch JP-Morgan-Chef Jamie Dimon – in der Vergangenheit eher diplomatisch gegenüber dem Präsidenten – schlägt deutlichere Töne an. In seinem Aktionärsbrief warnt er vor „langfristigen Schäden für Amerikas wirtschaftliche Bündnisse“.
Und konkret: vor steigenden Preisen, rückläufigen Unternehmensgewinnen und zunehmender globaler Isolation.
Gerade in Europa und Asien trifft Trumps Politik empfindliche Nerven: Ab Mittwoch sollen 20-Prozent-Zölle auf EU-Produkte und über 40 Prozent auf Importe aus Vietnam und Kambodscha greifen. Auch US-Firmen, die dort produzieren lassen, geraten damit ins Schussfeld – ganz gleich, ob sie Apple, Nike oder Levi’s heißen.
Handelspolitik nach dem Prinzip „Freund oder Feind“
Besonders irritierend für viele Beobachter: Trumps Bereitschaft, selbst engste Partnerstaaten mit Zöllen zu belegen. Selbst Israel, bislang außen vor, bekommt nun 17-Prozent-Aufschläge verpasst – mitten in einem gemeinsamen öffentlichen Auftritt mit Premierminister Netanjahu. Das Kalkül: Jeder soll zahlen. Die Erzählung: Amerika wird dadurch reicher.
In Trumps Worten: „Alle rufen mich an. Sie bieten mir Dinge an, die ich nie gefordert habe.“ Aus Sicht der Ökonomie klingt das nach Wunschdenken. Aus Sicht der Politik: nach maximalem Druckaufbau.
Zölle statt Verhandlungen – mit Ansage
Vorschläge für eine Atempause? Werden ignoriert. Appelle an die Vernunft? Als Schwäche abgetan. Die Forderung zahlreicher Wirtschaftsbosse, die Eskalation zumindest für 90 Tage auszusetzen, um Verhandlungen zu ermöglichen, wischte Trump beiseite: „Das schauen wir uns nicht an.“
Der Subtext: Wer jetzt Schwäche zeigt, verliert. Und wer widerspricht, bekommt die rhetorische Keule ab. Für den Präsidenten zählen keine Argumente, sondern Loyalität.
Ein Präsident gegen die Wirtschaft – und gegen sich selbst?
Noch nie war die Kluft zwischen dem Weißen Haus und der Wirtschaftselite so groß. Trump hat es geschafft, sich gleichzeitig mit der Tech-Branche, der Finanzindustrie und globalen Handelspartnern anzulegen – ohne erkennbaren Plan B. Seine einstigen Unterstützer? Werden zu Mahnern. Seine Gegner? Sehen sich bestätigt.
In Washington formiert sich unterdessen kaum Widerstand. Die Republikanische Partei steht weiter geschlossen hinter Trump. Kritik gibt es – aber nur hinter vorgehaltener Hand. Denn wer öffentlich zweifelt, läuft Gefahr, aus dem Trump-Kosmos ausgeschlossen zu werden.
Das Ende der Zweckfreundschaft
Elon Musk, Bill Ackman, Jamie Dimon – sie stehen sinnbildlich für eine neue Realität. Die Allianz von Politik und Großkapital, lange Zeit eine feste Größe in den USA, beginnt zu bröckeln. Nicht, weil ihre Interessen plötzlich andere wären. Sondern weil der Preis für die Gefolgschaft zu hoch wird.
Trumps Handelskrieg ist längst nicht mehr nur ein wirtschaftliches Risiko – er ist ein politischer Belastungstest. Für das Land. Für die Weltwirtschaft. Und für all jene, die dachten, sie könnten ihn steuern.
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