Ein Konzern im Sturzflug
Boeing steht unter Druck. Kaum hat sich der US-Flugzeugbauer langsam von Sicherheitskrisen, Lieferengpässen und Produktionsfehlern erholt, droht neues Ungemach – diesmal nicht aus der eigenen Fertigung, sondern aus dem Weißen Haus.
Die von Donald Trump verhängten Importzölle auf nahezu alle ausländischen Produkte und die wahrscheinlichen Gegenzölle europäischer Handelspartner könnten sich für Boeing als Milliardengrab entpuppen.
Zollschock auf beiden Seiten der Lieferkette
Die globale Produktionsstruktur von Boeing wird durch die Zölle massiv gestört. Allein die 737 besteht aus rund 2.000 Einzelteilen, gefertigt von mehr als 700 Zulieferern – viele davon außerhalb der USA. Jeder zehnte Dollar Umsatz stammt aus Geschäften mit der EU.
Gleichzeitig exportiert Boeing etwa 80 Prozent seiner Flugzeuge weltweit. Eine doppelte Zollbelastung trifft damit nicht nur die Margen, sondern untergräbt auch die Wettbewerbsfähigkeit.

Milliardenschaden für eine Branche im Umbruch
Laut H+Z-Berater Steffen Wenzel könnte der Schaden durch Zölle und potenzielle Gegenmaßnahmen aus Europa bis zu acht Milliarden Euro betragen.
Besonders hart trifft es das Langstreckengeschäft: Die Boeing 787, deren Listenpreis bei rund 248 Millionen Dollar liegt, könnte durch Zollaufschläge um 40 Millionen Dollar teurer werden. Leasingfirmen wie Aercap schlugen bereits Alarm.
Verletzliches Rückgrat der US-Wirtschaft
Die Luft- und Raumfahrtindustrie ist mit einem Exportvolumen von über 125 Milliarden Dollar jährlich eine der tragenden Säulen des US-Außenhandels. Und Boeing ist ihr größter Exponent.
Doch statt Protektionismus als Schutzschild zu erleben, gerät das Unternehmen selbst unter Beschuss. Experten wie Brian Kelly mahnen: Zulieferketten lassen sich nicht kurzfristig umbauen, der Schaden sei strukturell.
Airbus profitiert vom Chaos
Der europäische Rivale Airbus ist besser gewappnet. Mit Werken in Europa, China und den USA kann der Konzern flexibler auf Zollschranken reagieren.
Besonders die US-Fabrik in Mobile, Alabama, liefert Kurz- und Mittelstreckenjets direkt an amerikanische Kunden – zollfrei. Auch strategische Umsteuerungen zugunsten anderer Länder sind bereits in Vorbereitung.
Drohender Dominoeffekt
Die Trump-Zölle treffen Boeing zur Unzeit. Die 737 Max ist noch immer im Reputationsaufbau, die 777X verspätet sich, Streiks haben Produktionspläne verschoben.
Und nun ein Handelskrieg. Die Folgen könnten weit über Boeing hinausreichen – von kleineren Zulieferern über Airlines bis hin zur Exportbilanz der USA.