Wall Street in Aufruhr
Lange galt die Börse als Trumps wichtigste Verbündete. Investoren feierten seine Steuersenkungen, die Deregulierung, die milliardenschweren Aktienrückkäufe. Doch jetzt kehrt sich das Blatt.
Seit seinem Februar-Hoch hat der S&P 500 über zehn Prozent verloren, der Nasdaq sogar 14 Prozent. Besonders hart trifft es die einst gefeierten Tech-Giganten.
Tesla? Minus 50 Prozent. Nvidia? Minus 28 Prozent. Apple? Minus 16 Prozent.
Die „Magnificent Seven“, jahrelang das Symbol für Amerikas wirtschaftliche Dominanz, erleben einen Absturz. „Trump hat das Vertrauen der Märkte erschüttert“, sagt ein Analyst der Citigroup.
„Investoren haben realisiert, dass seine Politik nicht nur kurzfristige Unsicherheit schafft, sondern auch langfristig Wachstum gefährdet.“
Ein Handelskrieg, der keiner sein soll
Es begann mit neuen Zöllen auf Aluminium und Stahl aus Kanada – 50 Prozent, nur um die Maßnahme wenige Stunden später wieder zu kassieren. Dann folgte Europa: 25-Prozent-Zölle auf Stahl und Aluminium. Als die EU mit Gegenzöllen reagierte, setzte Trump noch einen drauf: 200 Prozent auf französischen Wein, Champagner und andere Produkte.
Und das war erst der Anfang. Für April kündigte Trump Strafzölle von 25 Prozent auf alle europäischen Importe an. Das hätte katastrophale Folgen – vor allem für Deutschland.
Die EU-Kommission rechnet mit Einbußen von bis zu 40 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft. „Wir stehen vor einem wirtschaftlichen Krieg“, sagt ein hochrangiger EU-Beamter.

Die Märkte sind entsprechend nervös. Firmen, die von globalen Lieferketten abhängig sind, müssen umplanen. „Es wird schwieriger, langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen“, sagt ein US-Ökonom. Die Folge: Aktienkurse fallen, Unsicherheit wächst, und der Dollar beginnt zu wackeln.
Die Schuldenfalle schnappt zu
Trump verspricht Steuersenkungen. Doch die USA sind schon jetzt mit 36 Billionen Dollar verschuldet – das sind 120 Prozent des BIP. Die Neuverschuldung könnte auf sechs Prozent des BIP steigen, ein Niveau, das sonst nur in Kriegszeiten erreicht wird.
Hinzu kommt: Die Zinsen steigen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kletterte auf 4,3 Prozent. Kapitalmarktstrategen warnen, dass die USA wöchentlich 400 Milliarden Dollar refinanzieren müssen. „Wenn das Zinsniveau weiter steigt, wird es teuer für die Regierung“, warnt Rick Rieder von BlackRock.
„Die US-Verschuldung nähert sich dem Niveau eines Schwellenlandes“, sagt ein Hedgefonds-Manager.
Das bedeutet: Höhere Refinanzierungskosten, steigende Inflationsrisiken, schwindendes Vertrauen der Investoren.
Druck auf die US-Notenbank – wer hat die Kontrolle?
Donald Trump will, dass die Federal Reserve die Zinsen senkt – und er scheut sich nicht, das offen zu sagen. „Die Zinssätze sollten gesenkt werden, um das Wirtschaftswachstum zu fördern“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social. Doch Fed-Chef Jerome Powell widersetzt sich.
„Die Inflation ist noch nicht unter Kontrolle“, sagte Powell kürzlich. Tatsächlich liegt die Teuerungsrate bei 2,8 Prozent, doch die Inflationserwartungen für das kommende Jahr steigen auf 4,3 Prozent. Die Fed hat wenig Spielraum für Zinssenkungen – doch Trump könnte sie dazu zwingen.
Ein riskantes Spiel: Sollte die Notenbank nachgeben, droht eine „Trumpflation“ – ein Mix aus schwachem Wachstum und steigenden Preisen. Bleibt sie hart, könnte Trump versuchen, Powell zu ersetzen oder die Unabhängigkeit der Fed einzuschränken. Beides könnte die Märkte weiter ins Chaos stürzen.

Dollar unter Druck – verliert Amerika seinen Vorteil?
Lange war der US-Dollar die unumstrittene Leitwährung der Welt. Doch jetzt bekommt er Probleme. Innerhalb weniger Wochen fiel der Dollar-Kurs von 1,04 auf 1,09 Dollar pro Euro.
Geoffrey Yu von der Bank of New York Mellon spricht von einem „Vertrauensverlust in die amerikanische Wirtschaftspolitik“. Der schwache Dollar macht US-Exporte wettbewerbsfähiger – doch er verteuert Importe, treibt die Inflation und schwächt das Vertrauen ausländischer Investoren.
Währungsanalysten sehen einen möglichen „Mar-a-Lago-Accord“ – eine Anspielung auf das Plaza-Abkommen von 1985, mit dem die USA eine kontrollierte Abwertung des Dollars anstrebten. Die Diskussion zeigt: Die Märkte sind besorgt, ob die USA ihre Schulden noch problemlos refinanzieren können.
Krypto-Träume platzen
Während der Wahlkampagne machte Trump den Krypto-Fans Hoffnung. „Bitcoin ist die Zukunft“, verkündete sein Sohn Donald Trump Jr. Doch bisher ist von einer Bitcoin-Reserve oder regulatorischen Erleichterungen nichts zu sehen.
Der Markt reagiert enttäuscht: Bitcoin fiel von 109.000 auf unter 80.000 Dollar. Analysten sprechen von schwindendem Vertrauen in Trumps Versprechen. „Krypto-Anleger hatten auf Deregulierung gehofft. Bisher gibt es nur Unsicherheit“, sagt ein Experte.
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