04. Oktober, 2024

Finanzen

Trump vs. Harris: Kommt der nächste Zinsschritt nach der US-Wahl?

Die US-Notenbank senkte erstmals seit der Pandemie die Zinsen. Doch wie geht es nach der Wahl weiter? Trump und Harris haben völlig unterschiedliche Pläne, die den Kurs der Fed stark beeinflussen könnten.

Trump vs. Harris: Kommt der nächste Zinsschritt nach der US-Wahl?
Der Fed-Chef betont, dass die jüngste Zinssenkung kein festes Tempo für weitere Schritte vorgibt. Die Zukunft der Geldpolitik hängt von den wirtschaftlichen Bedingungen ab – und möglicherweise auch von der US-Wahl.

Die Federal Reserve setzte im September ein deutliches Zeichen: Erstmals seit Beginn der COVID-19-Pandemie senkte sie den Leitzins – und das um beachtliche 50 Basispunkte. Nun liegt der Zinssatz zwischen 4,75 und 5,00 Prozent.

Diese Entscheidung traf inmitten einer angespannten politischen Lage, mitten im US-Wahlkampf. Besonders die Frage nach der zukünftigen Wirtschaftspolitik steht im Fokus der Kandidaten – und das könnte den weiteren Kurs der Fed maßgeblich beeinflussen. Doch wie sieht die Zukunft der Zinspolitik unter den beiden möglichen Präsidenten aus?

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Kamala Harris, die demokratische Kandidatin, begrüßt die Zinssenkung. Sie könnte von dieser Entscheidung profitieren, denn in den letzten Monaten war die Inflation ein zentrales Thema im Wahlkampf.

Donald Trump, ihr republikanischer Herausforderer, warf der amtierenden Regierung vor, das Land in die höchste Inflation seit Jahrzehnten geführt zu haben. Mit der Zinssenkung scheint dieses Problem entschärft – zumindest vorerst. Für Harris eine positive Nachricht, die sie als Erfolg der Demokraten darstellen könnte.


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Trump und die Fed – Ein heikles Verhältnis

Ganz anders sieht es bei Trump aus. Er kritisierte die Zinssenkung scharf. Schon vor dem Schritt der Fed hatte er die Währungshüter gewarnt, die Zinsen vor der Wahl zu senken.

In seiner bekannten Manier sprach er davon, dass entweder die Wirtschaft katastrophal sei oder die Fed politische Spielchen spiele. Besonders Jerome Powell, der Vorsitzende der Fed, steht in Trumps Kritik. Obwohl er ihn 2018 selbst ernannt hatte, äußerte sich Trump bereits mehrmals abfällig über Powells Entscheidungen.

Sollte Trump die Wahl gewinnen, könnte die Fed schwierigen Zeiten entgegenblicken. Trump stellte bereits in Aussicht, dass er die Geldpolitik stärker beeinflussen möchte.

„Ich habe ein besseres Gespür als die meisten Fed-Leute“, so Trump selbstbewusst.

Für die Unabhängigkeit der Notenbank wären das keine guten Nachrichten. Kritiker befürchten, dass unter Trump politischer Druck auf die Fed ausgeübt werden könnte, um Entscheidungen zu Gunsten von Trumps Wirtschaftsplänen zu treffen – Pläne, die oft auf kurzfristigen Wachstumszielen beruhen.

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin unterstützt die Zinssenkung und verspricht, die Unabhängigkeit der US-Notenbank zu wahren. Ihr Plan könnte der Fed den Spielraum geben, die Zinsen weiter zu senken.

Harris für eine unabhängige Notenbank

Im Gegensatz dazu betonte Kamala Harris mehrfach, dass sie sich im Falle eines Wahlsiegs nicht in die Entscheidungen der Fed einmischen werde. Harris setzt auf eine klare Trennung zwischen Regierung und Notenbank, um die Glaubwürdigkeit der Fed zu wahren.

In ihren Aussagen zur Wirtschaftspolitik steht die langfristige Stabilität im Vordergrund. Ihre Wahl würde der Fed möglicherweise den Spielraum geben, weitere Zinssenkungen vorzunehmen, um die nachlassende Inflation und den schwächelnden Arbeitsmarkt zu stützen.

Zinssenkungen: Was erwartet die Märkte?

Für die Finanzmärkte ist die Richtung, in die sich die Zinsen nach der Wahl entwickeln, von enormer Bedeutung. Experten sind sich einig, dass ein Sieg von Trump zu einer Einschränkung des Zinssenkungszyklus führen könnte.

Trumps wirtschaftliches Programm sieht wachstumsfördernde Maßnahmen wie Steuersenkungen und Zölle vor – Schritte, die eine höhere Inflation verursachen könnten. In diesem Fall müsste die Fed möglicherweise sogar entgegensteuern und die Zinsen wieder anheben, um die Inflation im Zaum zu halten.


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Sollte jedoch Harris das Rennen machen, könnte sich die Fed weiter auf Zinssenkungen konzentrieren. Ökonomen wie die von Lombard Odier erwarten in diesem Szenario, dass die Fed bis Mitte 2025 die Zinsen schrittweise weiter senken könnte. Ziel wäre es, den schwächelnden Arbeitsmarkt zu stützen und die Konjunktur in einem fragilen wirtschaftlichen Umfeld anzukurbeln.

Projektionen für die nächsten Monate

Die kommenden Monate werden spannend bleiben. Noch zwei Zinssitzungen stehen in diesem Jahr an, und die Projektionen der Fed deuten auf weitere Senkungen hin. Mit einem durchschnittlichen Leitzins von 4,4 Prozent bis zum Jahresende rechnen die Währungshüter – das wäre eine weitere Reduzierung um etwa 50 Basispunkte.

Für das kommende Jahr erwartet die Fed einen Leitzins von 3,4 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass die Fed bereit ist, ihre Politik an die wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen.

Doch der entscheidende Faktor bleibt die US-Wahl. Ob Harris oder Trump das Weiße Haus erobert, könnte darüber entscheiden, ob die Zinssenkungen weitergehen oder bald ein Ende finden. Der Einfluss der Politik auf die Geldpolitik war selten so stark wie in dieser Wahl. Für Investoren, Unternehmen und Verbraucher heißt das: Es bleibt ungewiss, wie sich die Wirtschaft in den kommenden Monaten entwickeln wird.