Er hat schon mit Nordkorea Frieden gemacht
Donald Trump wäre nicht Donald Trump, wenn er die Weltpolitik nicht wieder auf seine ganz eigene Art sortieren würde.
„Wir haben einen Deal mit Russland“, verkündete er am Mittwoch.
Ganz beiläufig, bei einer Unterschriftensitzung im Weißen Haus. Klingt nach Durchbruch. Klingt nach Diplomatie. Klingt, als wüsste jemand in Moskau oder Kiew Bescheid. Tut nur keiner.
Denn während Trump seinen „Deal“ in die Kameras lächelt, schlagen russische Raketen in der Ukraine ein. Neun Tote, über 60 Verletzte – allein in der Nacht. Präsident Selenskyj bricht eine Auslandsreise ab, weil in Kiew die Sirenen heulen.
Und Trump? Spricht davon, dass Selenskyj noch überzeugt werden müsse. Als wäre der ukrainische Präsident der störrische Schüler in einem Handelsseminar.
Worauf baut Trump? Auf sich
Dass Trump keine Details nennt, ist Teil der Inszenierung. Die Botschaft zählt: „Ich kann das.“ Amerika solle wissen, dass nur ein Mann Frieden bringen könne – der Mann, der sich selbst am liebsten mit Nixon, Reagan und Netflix-Serienhelden vergleicht. Selenskyj dagegen? Für Trump offenbar das Problem, nicht das Opfer.
Wirklich neu ist das nicht. Trump hatte schon vor Monaten angedeutet, die Ukraine müsse bereit sein, „Territorium abzugeben“.
Jetzt legt sein Vize J.D. Vance nach: Einfrieren der Frontlinien, Krim bleibt russisch, Deal oder Ende der US-Unterstützung. Was früher als Putins Forderung galt, ist jetzt amerikanische Verhandlungsmasse.
Raketen, Realpolitik und die rote Linie
In der gleichen Nacht feuert Russland 215 Raketen und Drohnen auf die Ukraine. Viele davon werden abgefangen – aber nicht alle. Kiew brennt. Und in Washington wird darüber nachgedacht, wie man diesen Krieg beenden könnte, ohne Russland zu sehr zu brüskieren. Die Idee: Druck auf Kiew statt auf Moskau.
Die NATO-Staaten? Schweigen offiziell. Doch hinter den Kulissen wächst die Sorge: Ein erzwungener Frieden wäre ein gefährlicher Präzedenzfall. Wer mit Gewalt Grenzen verschiebt und dafür belohnt wird, braucht keine Diplomatie mehr. Und Europa? Würde dann sehr schnell wieder ganz alte Sicherheitsfragen stellen müssen.
Ein Plan ohne Partner
Dass Trump einen Deal mit Russland habe, ist gut möglich – in seinem Kopf. Denn weder Moskau noch Kiew haben irgendeine Vereinbarung bestätigt. Schon gar nicht eine, die die territoriale Integrität der Ukraine antastet. Und selbst wenn: Ein Frieden, den nur der eine will und der andere fürchtet, ist keiner. Das ist Diktat.
Die Ukraine kämpft nicht für Trump, sie kämpft ums Überleben. Und sie hat es verdient, dass über ihre Zukunft nicht zwischen Washington und Moskau verhandelt wird, sondern mit ihr am Tisch.
Was bleibt?
Ein Präsident, der wieder Geschichte schreiben will – auf dem Rücken eines Landes im Krieg. Eine Öffentlichkeit, die sich fragt, ob das wirklich Diplomatie ist oder bloß Reality-TV in außenpolitischer Verpackung. Und eine Ukraine, die zwischen Einschlägen und Interviews einmal mehr merkt: Frieden ist manchmal das härteste Gefecht von allen.
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