Es war ein Treffen, das die internationale Politik elektrisierte: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski und der ehemalige US-Präsident Donald Trump kamen im legendären Trump Tower in New York zusammen.
Der Zeitpunkt war kritisch – mitten im andauernden Krieg in der Ukraine und kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen, in denen Trump als republikanischer Kandidat antritt. Selenski, in seinem typischen militärischen Pullover, wirkte wie ein Fremdkörper in der prunkvollen Umgebung von Gold und Marmor, während Trump an seiner Seite einen gelassenen Eindruck machte.
Die politischen Gegensätze zwischen den beiden könnten größer kaum sein: Trump hat wiederholt seine guten Beziehungen zu Wladimir Putin betont und die massive Unterstützung der Ukraine infrage gestellt. Selenski hingegen sieht die USA als zentralen Verbündeten im Kampf gegen die russische Invasion. „Wir müssen Putin unter Druck setzen“, mahnte Selenski im Gespräch mit Trump, „er ist auf unserem Territorium.“ Doch Trump blieb vage und deutete lediglich an, dass er den Krieg „sehr schnell“ beenden könne, ohne jedoch konkrete Pläne zu nennen.
Ein kontroverses Verhältnis zu Putin
Trump, der sich schon in seiner ersten Amtszeit für seine Nähe zu Putin loben ließ, betonte erneut, dass er ein „sehr gutes Verhältnis“ zu dem Kreml-Chef habe. Diese Aussage sorgte für Stirnrunzeln, insbesondere da Trumps Bewunderung für Putins Führungsstil bekannt ist.
Erst kürzlich hatte er Russlands militärischen Kampfgeist in historischen Kontexten gelobt, indem er die Siege der Russen über Napoleon und Hitler anführte. Selenski jedoch ließ sich von diesen Äußerungen nicht beeindrucken und hielt fest: „Ohne die USA sind wir verloren.“
Was jedoch fehlt, ist Trumps konkrete Lösung für den Krieg. Seit Beginn des Ukrainekrieges hat der republikanische Kandidat angekündigt, das „Problem“ schnell lösen zu wollen, ohne jedoch Details zu nennen. Seine Berater ließen durchblicken, dass Trump als Präsident die Ukraine zu Gebietsabgaben an Russland drängen könnte – ein Szenario, das in Europa auf große Besorgnis stoßen würde.
„Zum Tango gehören zwei“
Während des Treffens gab es keinen Zweifel an den unterschiedlichen Prioritäten der beiden Männer. Trump sprach von einem Friedensabkommen, das für beide Seiten gut sein müsse, und ließ dabei anklingen, dass er auch Putins Interessen berücksichtigt wissen möchte.
Selenski hingegen widersprach klar:
„Ich hoffe, es gibt mehr gute Beziehungen zu uns als zu Putin.“
Doch Trump erwiderte mit einem Sprichwort: „Zum Tango gehören immer zwei.“ Diese Bemerkung lässt darauf schließen, dass Trump möglicherweise auf eine Kompromisslösung drängt, bei der auch Russland Zugeständnisse gemacht werden.
Ein gefährliches Spiel mit den Allianzen
Das Treffen fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem der Ukrainekrieg in einer kritischen Phase ist. Die Fronten sind verhärtet, und die Ukraine ist weiterhin auf westliche Unterstützung angewiesen.
Jede Veränderung in der US-amerikanischen Politik könnte drastische Auswirkungen auf den Kriegsverlauf haben. Selenski betonte dies eindringlich und machte klar, dass die USA „der Anführer der Welt“ seien und ohne ihre Hilfe die Ukraine nicht standhalten könne.
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Trumps Position bleibt indes schwammig. Während er einerseits von einem schnellen Ende des Krieges spricht, lässt er andererseits durchblicken, dass er zu Zugeständnissen bereit ist, die die Ukraine gefährden könnten. Seine Äußerungen im Wahlkampf, in denen er die Ukraine als „demoliert“ und „tot“ bezeichnete, zeigen, dass er den Krieg als nahezu aussichtslos ansieht – eine Haltung, die in Europa auf wenig Zustimmung stoßen dürfte.
Fünf Jahre nach dem ersten Treffen
Das aktuelle Treffen ist nicht das erste Mal, dass Trump und Selenski in den internationalen Schlagzeilen stehen. Bereits 2019, während Trumps erster Amtszeit, kam es zu einem Skandal, als Trump Selenski um belastendes Material gegen den damaligen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden bat.
Dieser Vorfall führte schließlich zu Trumps erstem Amtsenthebungsverfahren. Heute spielt die Vergangenheit der beiden Männer kaum eine Rolle – doch die politischen Spannungen bleiben bestehen.
Ob Trump im Fall einer Wiederwahl tatsächlich in der Lage wäre, den Ukrainekrieg schnell zu beenden, bleibt fraglich. Seine ambivalente Haltung gegenüber Russland und seine wiederholten Andeutungen, die Ukraine unter Druck setzen zu wollen, lassen Zweifel aufkommen, ob er das Ziel verfolgt, das Selenski klar vor Augen hat: die vollständige Wiederherstellung der ukrainischen Souveränität.