Ein beunruhigender Leak – und erste Reaktionen
Am Vorabend von Donald Trumps erneuter Amtseinführung sorgte eine geleakte Analyse des deutschen US-Botschafters Andreas Michaelis für Aufsehen.
In dem vertraulichen Schreiben warnte Michaelis vor einer „Agenda der maximalen Disruption“ Trumps. Der Fokus seiner Regierung liege auf einer beispiellosen Machtkonzentration, die zu Lasten von Kongress und Bundesstaaten gehen könnte.
Diese brisante Einschätzung stand im Zentrum einer ARD-Diskussion, in der Außenministerin Annalena Baerbock gemeinsam mit Experten wie Wolfgang Ischinger und dem Trump-Berater Kenneth R. Weinstein die möglichen Auswirkungen erörterte.
„Maximale Disruption“ oder kalkulierte Strategie?
„Das Leak ist toxisch,“ betonte der frühere Botschafter Wolfgang Ischinger, der auch auf die potenziellen Schäden hinwies, die solche Veröffentlichungen für die diplomatische Zusammenarbeit bedeuten könnten.
Annalena Baerbock hingegen nutzte die Gelegenheit, um Trumps bisherige politische Muster kritisch zu beleuchten: „Wir haben gesehen, wie er Institutionen herausfordert und Justizminister vorschlägt, die Rechtsstaatlichkeit anders interpretieren.“
Trump-Berater Weinstein wiederum verteidigte die aggressive Agenda:
„Das ist eben, was Trump so in den Sinn kommt.“
Auf Nachfragen, ob die europäischen Länder tatsächlich militärische Angriffe oder drastische Sanktionen fürchten müssten, sagte er: „Ja, doch, sie sollten sich schon Sorgen machen.“
Europas Herausforderungen unter Trump II
Die Diskussion machte auch deutlich, dass Trumps Rückkehr nicht nur Unsicherheiten, sondern auch Handlungsdruck auf Europa erzeugt.
Themen wie die mögliche Annäherung zwischen Trump und Wladimir Putin wurden kontrovers diskutiert. Weinstein skizzierte ein Szenario, in dem Trump „ziemlich bald“ mit Putin Verhandlungen aufnehmen wolle, um die Ukraine-Krise zu lösen.
Ischinger zeigte sich optimistisch: „Es wäre ein großer Schritt, wenn Trump tatsächlich die Stärke zeigt, Russland zum Einlenken zu bewegen.“ Gleichzeitig äußerte er Zweifel an der langfristigen Stabilität eines solchen Friedens, vor allem angesichts fehlender europäischer Ressourcen zur Sicherung der Ukraine.
Baerbock nahm diese Anmerkungen auf und forderte mehr Engagement von Deutschland und der EU: „Natürlich müssen wir Verantwortung übernehmen. Aber der erste Schritt muss von Russland kommen: Putin muss diesen Krieg beenden.“
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Grönland, Kanada und „sekundäre Themen“
Ein weiterer kontroverser Punkt: Trumps wiederholte Äußerungen über Grönland und seine geopolitische Bedeutung. Baerbock reagierte mit demonstrativer Ruhe: „Grönland ist Nato-Gebiet, und wir sind alle im gleichen Boot.“
Doch Weinstein ließ durchblicken, dass Trump diese Idee keineswegs aufgegeben habe:
„Er sieht es als Frage der nationalen Sicherheit.“
Ischinger relativierte und bezeichnete solche Aussagen als „Ablenkungsmanöver“: „Verglichen mit Themen wie Iran, Gaza oder Taiwan hat das keine grundsätzliche Bedeutung.“
Ein „goldenes Zeitalter“?
Trump selbst beschreibt seine zweite Amtszeit als den Beginn eines „goldenen Zeitalters“, einer Ära, in der die USA kompromisslos ihre Interessen durchsetzen. Weinstein machte jedoch klar, dass diese Vision mit erheblichen Risiken für die transatlantischen Beziehungen verbunden sein könnte: „Trump will eine Welt, die ihm folgt – oder die Konsequenzen trägt.“