26. November, 2024

Politik

Trump und die Tarifpolitik: Ein riskanter Balanceakt

Trump und die Tarifpolitik: Ein riskanter Balanceakt

Donald Trumps erneute Ankündigung von Zöllen gegen wichtige Handelspartner Wochen vor seiner Amtseinführung überrascht nicht. Die Wahl der betroffenen Länder scheint zufällig, doch fällt sie nun auf Kanada, Mexiko und China. Kanada, das sich über Jahre hinweg den US-Handelspraktiken angepasst hat, sowie Mexiko, das sich in einem gespannten Verhältnis zu den USA befindet, erleben somit starke ökonomische Auswirkungen.

Interessanterweise nahmen die lokalen Aktienmärkte in China Trumps nächtliche Social-Media-Gespräche gelassen, da sie mit einem stärkeren Anstieg als den angekündigten zehn Prozent gerechnet hatten. Dennoch bleibt ein bedeutendes Ziel von Trumps Zöllen die Ausnutzung von Zöllen als geopolitisches Druckmittel.

Doch die Implementierung derartiger Zölle bleibt unsicher. Würde Trump die Zölle schon am Tag seiner Amtseinführung am 20. Januar einführen, müsste er wahrscheinlich auf das International Emergency Economic Powers Act zurückgreifen und einen nationalen Notstand ausrufen.

Die Handelsmärkte zeigten eine interessante Reaktion: Anstatt den Dollar zu verkaufen, setzten die Händler auf ihn, wie die Theorie es häufig vorhersagt. Trumps eigener Plan hingegen sieht vor, durch diese Zölle das US-Handelsdefizit zu verringern, was aufgrund der Wechselkursentwicklung kontraproduktiv sein könnte. Die Ernennung von Scott Bessent zum zukünftigen Finanzminister könnte zudem die Zinsen drücken, was den Dollar zusätzlich unter Druck setzen könnte.

Die Zölle haben jedoch weiterreichende Auswirkungen. Sollten sie auf Öl und Gas angewendet werden, könnten die Verbraucherpreise in den USA tatsächlich steigen, entgegen dem, was Trump in seiner Wahlkampagne versprochen hat. Ein erheblicher Teil der Ölimporte der USA stammt aus Kanada und Mexiko, und diese Abhängigkeit lässt sich nicht ohne Kosten ändern.

Eine weitere Option der USA könnte darin bestehen, auf bestimmte Komponenten der Automobilindustrie Zölle zu erheben, eine Branche, die stark in der Wertschöpfungskette der nordamerikanischen Partner eingebunden ist. Eine solche Maßnahme könnte erhebliche Verwerfungen erzeugen.

Andere betroffene Länder, wie die Europäische Union, könnten versuchen, durch kleine Zugeständnisse an Trump den Schaden abzuwenden. Ein Paradebeispiel hierfür war EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, dessen Versprechen, Sojabohnen und Flüssiggas zu kaufen, Trump dazu veranlasste, auf Autozölle zu verzichten.

Letztlich besteht für Kanada, Mexiko und andere Partner die Option, stillzuhalten und zu beobachten, wie sich die Tarife tatsächlich auswirken. Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit Wege gefunden, mit Handelsbeschränkungen umzugehen, und es wäre voreilig zu schließen, dass sie mit den neuen Herausforderungen nicht ebenfalls fertig werden können.