„Binnen Monaten beendet“ – so lautet das Versprechen des designierten US-Präsidenten Donald Trump für den Ukrainekrieg. Ein ehrgeiziges Ziel, das er mit einem aggressiven Kurs erreichen will: Verhandlungen unter strikten Bedingungen, massive Kürzungen der US-Militärhilfen und ein Fokus auf „dauerhaften Frieden“. Doch wie realistisch ist dieses Vorhaben?
Trumps Team, darunter der designierte Sicherheitsberater Mike Waltz und Sondergesandter Keith Kellogg, lässt keinen Zweifel daran, dass die USA ihre Rolle neu definieren wollen. „Ein Blankoscheck ist keine Strategie,“ sagte Waltz und deutete damit an, dass die milliardenschweren Waffenlieferungen der Biden-Administration ein Ende finden könnten.
Stattdessen soll Kiew gezwungen werden, am Verhandlungstisch Zugeständnisse zu machen – ein Ansatz, der in Europa und der Ukraine auf Skepsis stößt.
Druck auf Kiew, Stärke für Moskau?
Trumps geplanter Kurswechsel markiert einen deutlichen Bruch mit der Politik seines Vorgängers Joe Biden, der die Ukraine durch Waffenlieferungen in eine stärkere Verhandlungsposition bringen wollte.
Unter Trump könnte sich das Blatt wenden: Sollten Kiew und Moskau nicht verhandeln, drohen harte Konsequenzen. Laut einem Bericht des Trump-nahen Thinktanks ist geplant, US-Hilfen an Bedingungen zu knüpfen. „Ohne Fortschritte bei den Gesprächen wird die Ukraine die Unterstützung verlieren,“ heißt es.
Kritiker warnen, dass dieser Ansatz Russlands Position stärken könnte. „Putin wird das als Zeichen der Schwäche sehen,“ sagt Kristine Berzina vom German Marshall Fund. Die Gefahr einer Eskalation sei real, insbesondere, wenn Moskau den Nato-Raum testen wolle.
Ein verunsichertes Europa
Europa blickt mit gemischten Gefühlen auf die neue US-Regierung. „Trump sieht die EU und Nato als zweitrangig an,“ sagt Peter Rough vom Hudson Institute.
Das Timing ist denkbar ungünstig: Viele europäische Länder, darunter Deutschland und Frankreich, befinden sich mitten in innenpolitischen Krisen und haben kaum Kapazitäten, um Einfluss in Washington geltend zu machen.
Hinzu kommt die Sorge vor einer nuklearen Eskalation. „Russland hat wiederholt gezeigt, dass es hybride Kriegsführung beherrscht, von Cyberangriffen bis zur Unterbrechung von Infrastrukturen,“ warnt Rough. Sollte Trump mit seiner Strategie scheitern, könnten die Folgen für Europa dramatisch sein.
Zugeständnisse der Ukraine: Ein gefährliches Signal
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bereits signalisiert, dass er zu Gesprächen bereit ist. In einem Treffen mit Trump in Paris deutete Selenskyj an, dass Kiew sogar über die Abtretung von russisch besetzten Gebieten verhandeln könnte – ein Zugeständnis, das unter ukrainischen Bürgern und Verbündeten für Unruhe sorgt.
„Das könnte gefährlich sein,“ warnt Verteidigungsexperte Can Kasapoglu. „Wenn die Ukraine Gebiete aufgibt, sendet das ein Signal der Schwäche, das Russland weiter anspornen könnte.“ Moskau könnte darauf abzielen, langfristig weitere Regionen zu annektieren.
Ein Frieden mit vielen Fragezeichen
Trump selbst bleibt unberechenbar. Sein außenpolitisches Team ist gespalten: Während Russlandkritiker wie Marco Rubio eine harte Linie fordern, zeigen sich andere, wie Tulsi Gabbard, offener für Verhandlungen mit Moskau. „Trumps außenpolitische Entscheidungen werden von innenpolitischen Interessen geprägt sein,“ sagt Berzina.
Für die Ukraine und Europa bedeutet dies Unsicherheit. Sollte Trumps Strategie scheitern, drohen weitreichende Konsequenzen: ein stärkerer Einfluss Russlands, eine geschwächte Nato und möglicherweise eine globale Eskalation. „Wenn die Ukraine fällt, wird Taiwan das nächste Ziel sein,“ warnt der republikanische Außenpolitiker Michael McCaul.
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