Wieder Hoffnung in Trumps Zoll-Zirkus
Es ist nicht das erste Mal, dass Donald Trump eine Wende im Handelskrieg andeutet – doch diesmal könnte sie tatsächlich näher rücken. Bei einer Pressekonferenz in Washington ließ seine Sprecherin Karoline Leavitt wissen, dass der Präsident „Fortschritte“ mit China sehe.
Die USA arbeiteten intensiv an einem Abkommen. Ob bereits direkte Gespräche mit Xi Jinping stattfanden, blieb hingegen offen. Das Muster ist bekannt: Andeutungen, statt Klartext. Spekulation, statt Substanz.
Ein Signal, das Märkte lesen wollen
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Der DAX legte zum Handelsstart um 2,7 Prozent zu, auch an den US-Börsen keimte kurzfristige Zuversicht auf. Seit dem sogenannten „Liberation Day“ Anfang April – Trumps wirtschaftspolitischer Befreiungsschlag mit frischen Strafzöllen – haben die Aktienmärkte teils kräftig verloren.
Dow minus 7,2 Prozent, Nasdaq minus 6,7. Ein Entgegenkommen Chinas würde das belastende Thema zumindest temporär entschärfen – ein willkommener Impuls für einen durch Zölle, Inflation und geopolitische Unsicherheiten geschwächten Markt.
Was wirklich verhandelt wird, weiß niemand
Offizielle Informationen zum Inhalt möglicher Gespräche fehlen. Dass es 18 Vorschläge von über 100 Staaten für neue Handelsabkommen mit den USA gibt, klingt ambitioniert – ersetzt aber nicht den fehlenden Fortschritt mit China.

Im Gegenteil: Die geopolitische Konkurrenz zwischen Peking und Washington wird von Technologie über Rohstoffe bis zur Währungspolitik härter denn je geführt. Ein simples Zollabkommen wäre bestenfalls ein symbolisches Pflaster auf einer viel tiefer liegenden Wunde.
Europa im Seitenaus – und das Risiko der Illusion
Für Europa ist Trumps erneutes Deal-Geplänkel vor allem eines: geopolitisches Hintergrundrauschen mit realwirtschaftlichen Folgen. Die EU hat bisher keinen Einfluss auf das US-chinesische Taktieren, aber sie spürt die Nebenwirkungen.
Gerade exportorientierte Branchen – vom Maschinenbau bis zur Autoindustrie – leiden unter protektionistischen Rückschlägen, ohne selbst mit am Verhandlungstisch zu sitzen.
Auch die Kapitalmärkte sind anfällig für zu viel Optimismus. Schon mehrfach in Trumps Amtszeiten hatten vermeintlich bevorstehende „Mega-Deals“ kurzfristige Kursfeuerwerke ausgelöst – um dann im Nichts zu verpuffen. Diese Spirale aus Hoffnung und Ernüchterung lähmt zunehmend die langfristige Investitionsplanung globaler Unternehmen.
Ein Aktien-Report mit 187%-Versprechen? Ernsthaft?
Besonders fragwürdig ist in diesem Zusammenhang der begleitende PR-Tonfall, mit dem bestimmte Finanzportale die jüngste Entwicklung begleiten. Ein angeblicher Report verspricht 187 Prozent Gewinnpotenzial, „wenn Anleger schneller als die breite Masse reagieren“.
Es ist ein Beispiel für genau jene toxische Mischung aus Stimmungsmache und Finanz-Hokuspokus, die den Börsen in Krisenzeiten nicht hilft – sondern schadet.