Das eindrucksvolle Comeback von Donald Trump hat nicht nur die Gemüter amerikanischer Liberaler erregt, sondern auch die konventionellen Wirtschaftsexperten aufgerüttelt. Mit seinem Versprechen, Handelszölle und andere protektionistische Maßnahmen einzuführen, hat der Republikaner eine Welle düsterer wirtschaftlicher Prognosen ausgelöst. Doch diese Kassandrarufe unterschätzen die mildernden Faktoren und bedrohen die Glaubwürdigkeit der Globalisierungsbefürworter.
Ökonomen warnen vor den Gefahren der Deglobalisierung, die höhere Preise und geringeres BIP-Wachstum mit sich bringen könnten, doch die Wählerschaften lassen dies kalt. Trumps Sieg verstärkt diesen Trend, denn die Beratungen von Ökonomen finden bei Politikern kaum noch Gehör.
Studien, wie die des Peterson Institute for International Economics, prognostizieren, dass allgemeine Zölle amerikanische und europäische Haushalte erheblich belasten könnten. Die renommierte Wharton School der Universität Pennsylvania warnt vor einem möglichen Rückgang des BIP um bis zu fünf Prozent in den nächsten zwei Jahrzehnten, während der IWF einen Rückgang des US-BIP um 1,6 Prozent bis 2026 erwartet.
Dennoch gibt es allgemein Probleme bei der Prognose der Auswirkungen von Zollanhebungen. Zum einen wird oft nicht ausreichend auf mildernde Faktoren eingegangen, wie die Möglichkeit eines stärkeren Dollars, der die inflationären Auswirkungen auf die USA mindern könnte. Unternehmen werden sicherlich Wege finden, um die Schläge abzufedern, etwa durch Anpassungen in der Wertschöpfungskette oder die Verlagerung von Aktivitäten ins Inland. Zudem könnte die Geldpolitik Unterstützung bieten, indem die Europäische Zentralbank die Zinssätze senkt.
Zum anderen hat Trump auch wirtschaftlich unterstützende Maßnahmen angekündigt, wie die Deregulierung des Energiesektors und Steuersenkungen. Es bleibt zudem fraglich, in welchem Umfang diese Zölle letztlich umgesetzt werden. Trump ist als Dealmaker bekannt, und man kann davon ausgehen, dass Verhandlungen stattfinden werden, insbesondere da amerikanische Unternehmen die Auswirkungen auf ihr Geschäft darstellen könnten.
Ökonomische Prognosen wirken auf den Durchschnittsverbraucher oft dramatischer als sie tatsächlich sind. Beispielsweise ist der prognostizierte Rückgang des BIP um fünf Prozent von Wharton über zwei Jahrzehnte verteilt, was keine unmittelbare Krise darstellt. Ebenso führt der IWF keine bedeutende Inflationserhöhung als Folge von Trumps Vorschlägen an.
Letztendlich sollte man den möglichen Schaden durch Protektionismus nicht unterschätzen, doch wie im Falle des Brexits wird dieser eher langfristig und kumulativ auftreten. Übertriebene Panikmache könnte das Vertrauen untergraben und Investitionen bremsen und die politische Integration in Europa verlangsamen. Zu pessimistische Warnungen schwächen die notwendige Unterstützung für die Globalisierung und den Handel.