Ein Verbot mit weitreichenden Folgen
Kaum im Amt, hat US-Präsident Donald Trump ein Dekret unterzeichnet, das den Bau neuer Offshore-Windparks entlang nahezu der gesamten US-Küste untersagt. Bestehende Genehmigungen sollen einer umfassenden Prüfung unterzogen werden, während geplante Projekte ins Stocken geraten.
„Windkraft ist teuer, tötet Wale und kommt aus China“, erklärte Trump in einer Rede – Aussagen, die von Wissenschaftlern und Branchenvertretern vehement widersprochen werden.
Das Verbot trifft eine Branche, die in den USA gerade erst an Fahrt aufgenommen hatte. Offshore-Windparks, die bisher als eine der vielversprechendsten erneuerbaren Energiequellen galten, stehen vor einer ungewissen Zukunft.
Die Rolle Europas: Milliardeninvestitionen gefährdet
Das Verbot hat auch unmittelbare Auswirkungen auf europäische Unternehmen, die in den letzten Jahren massiv in den US-Markt investiert haben. Der dänische Weltmarktführer Ørsted betreibt oder plant Projekte mit einer Kapazität von drei Gigawatt entlang der US-Ostküste.
Der deutsche Energieversorger RWE hat Projekte im Umfang von sechs Gigawatt in der Pipeline, darunter einen schwimmenden Windpark vor Kalifornien.
RWE-Finanzvorstand Michael Müller äußerte bereits im November 2024 Bedenken:
„Wir gehen davon aus, dass geplante Investitionen in den USA später kommen als gedacht.“
Der Kurs des Unternehmens fiel am Tag nach Trumps Ankündigung um 2 Prozent. Noch deutlicher waren die Verluste bei Ørsted: Die Aktie brach um 16,6 Prozent ein, nachdem das Unternehmen milliardenschwere Abschreibungen auf ein US-Projekt gemeldet hatte.
Die Zahlen: Offshore-Windenergie in den USA
Windenergie ist eine der am schnellsten wachsenden Stromquellen in den Vereinigten Staaten. Offshore-Wind machte zuletzt 22 Prozent der neu installierten Kapazitäten aus, mit Investitionen von über 12 Milliarden Dollar im Jahr 2022. Aktuell befinden sich Projekte mit einer Kapazität von 80 Gigawatt in der Planung.
Die Branche beschäftigt über 125.000 Menschen und spielt vor allem in Küstenstaaten wie Massachusetts, New York und Kalifornien eine zentrale Rolle. Besonders attraktiv sind die Bedingungen an der Ostküste, wo Windverhältnisse zu den besten weltweit zählen.
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Argumente gegen Windkraft: Faktencheck
Trumps Argumente gegen Offshore-Windkraft halten einer genaueren Prüfung kaum stand. Wissenschaftler betonen, dass es keine belastbaren Beweise für negative Auswirkungen auf Wale gibt.
Auch die Behauptung, dass alle Windturbinen aus China stammen, ist falsch: Laut US-Energieministerium kommen 95 Prozent der Anlagen aus Ländern wie Dänemark, Deutschland und Spanien.
Zudem ist Windkraft längst konkurrenzfähig. Eine Studie der US-Investmentgesellschaft Lazard zeigt, dass Strom aus Windkraft günstiger ist als aus fossilen Quellen wie Kohle und Erdgas – selbst unter Berücksichtigung steigender Rohstoffpreise.
Trump gegen die eigenen Parteifreunde?
Ironischerweise könnte Trumps Offensive gegen die Windenergie in republikanisch regierten Bundesstaaten auf Widerstand stoßen. Staaten wie Texas und Iowa haben die Windkraft in den letzten Jahren massiv ausgebaut.
In Iowa stammten im Jahr 2023 beeindruckende 59 Prozent des Stroms aus Windkraft, in Texas 22 Prozent.
Sollte Trump seine Anti-Windkraft-Politik auch auf Onshore-Projekte ausweiten, könnte dies zu Konflikten innerhalb der eigenen Partei führen.