Ein Wirtschaftsdeal, der zum Politikum wurde
Kaum war die geplante Übernahme des amerikanischen Stahlriesen US Steel durch den japanischen Konzern Nippon Steel bekannt, spitzten sich die Fronten zu. Gewerkschaften protestierten, Politiker beider Lager bezogen Position, und nun steht die Transaktion endgültig auf der Kippe.
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, den Deal zu blockieren. Mit seiner protektionistischen Rhetorik knüpft er an seine erste Amtszeit an und stellt klar: US Steel soll in amerikanischer Hand bleiben.
Wirtschaftspolitik oder Wahlkampfrhetorik?
Trump ließ auf der Plattform Truth Social keinen Zweifel an seiner Haltung:
„Ich bin absolut dagegen, dass die einst große und mächtige US Steel von einem ausländischen Konzern aufgekauft wird. Durch steuerliche Anreize und Zölle werden wir US Steel wieder stark machen – und zwar SCHNELL!“
Seine Botschaft ist unmissverständlich. Mit Maßnahmen wie Strafzöllen und Subventionen will er die Stahlbranche ankurbeln und den Einfluss ausländischer Konzerne beschränken.
Die Übernahme, die mit einer Gesamtbewertung von 14,9 Milliarden Dollar angesetzt war, hatte zuvor sowohl die Zustimmung der Aktionäre als auch der Vorstandsgremien beider Unternehmen erhalten. Nun scheint der Deal angesichts Trumps Ankündigung vor einer ungewissen Zukunft zu stehen.
Ein nationaler Sicherheitsfall?
Bereits der scheidende US-Präsident Joe Biden hatte den Verkauf kritisch beäugt. Er argumentierte, die Kontrolle über US Steel sei nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sicherheitspolitisch von Bedeutung. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass US Steel ein amerikanisches Unternehmen bleibt, das im Inland betrieben wird,“ ließ das Weiße Haus im April verlauten. Während Biden allerdings zögerte, die Blockade umzusetzen, scheint Trump entschlossen, Tatsachen zu schaffen.
Für die Gewerkschaften, die massiv gegen die Übernahme mobilisierten, ist dies ein Erfolg. Sie befürchten, dass der Verkauf an Nippon Steel zu Arbeitsplatzverlusten und einem Bedeutungsverlust der heimischen Stahlindustrie führen könnte.
Protektionismus als Markenzeichen
Trumps Haltung passt nahtlos in seine wirtschaftspolitische Strategie, die in der Vergangenheit bereits durch Strafzölle und „America First“-Initiativen geprägt war. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte er durch hohe Importzölle auf Stahl und Aluminium die inländische Produktion geschützt – wenn auch zum Preis steigender Materialkosten für andere Branchen.
Der jetzige Kurs markiert eine Rückkehr zu dieser Linie, die im Wahlkampf erneut auf große Resonanz bei Trumps Anhängerschaft stieß. Die Stahlindustrie gilt in den USA als Symbol für industriellen Fortschritt und Arbeitsplätze im Mittleren Westen – einer Region, die politisch oft den Ausschlag gibt.
Die Reaktion der Märkte
Die Unsicherheit rund um den Deal hinterlässt Spuren an den Märkten. Die Aktie von US Steel verlor nach Bekanntgabe von Trumps Plänen an Wert, und auch Nippon Steel sieht sich wachsender Skepsis gegenüber. Analysten warnen vor den langfristigen Folgen eines zunehmenden Protektionismus, der den internationalen Handel belasten könnte.