16. April, 2025

Global

Trump stoppt den Crash – vorerst

US-Technologieaktien steigen nach kurzfristiger Zollausnahme. Doch der Kurswechsel wirkt fragil: Trump dementiert eine Ausnahme und kündigt neue Handelsmaßnahmen an. Der Markt feiert – zitternd.

Trump stoppt den Crash – vorerst
Trump kündigte 145 % Zölle auf chinesische Tech-Importe an – nur um sie wenige Tage später teilweise auszusetzen. Die Märkte reagieren euphorisch, doch das Weiße Haus spricht von „temporärer Maßnahme“.

Kurssprung mit Verfallsdatum

Die Futures feiern, aber niemand traut dem Frieden: Nach der überraschenden Mitteilung der US-Zollbehörde, viele Technologieprodukte wie Smartphones, Chips und Maschinen vorerst von den 145 % Strafzöllen gegen China auszunehmen, schossen die US-Tech-Futures am Sonntagabend in die Höhe.

Der Nasdaq 100 gewann 1,2 %, S&P 500 Futures legten 0,8 % zu. Auch in Asien zogen Technologiewerte spürbar an – Foxconn in Taiwan stieg um 7,1 %, LG Innotek in Korea um über 8 %, Lenovo in Hongkong eröffnete mit plus 8,6 %.

Ein Befreiungsschlag für Tech? Nicht ganz. Nur Stunden später folgte das Dementi – und zwar persönlich von Donald Trump.

Entwarnung und Dementi in einem Satz

„Es gab keine Ausnahme“, schrieb der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social. Die betroffenen Produkte würden lediglich in eine andere Zollkategorie verschoben – die weiterhin mit 20 % belegt sei.

Für Investoren klingt das wie ein Rückzieher mit Anlauf. Und doch: Die Zolllast wurde faktisch reduziert – zumindest gegenüber dem angekündigten 145 % Strafsatz. Was bleibt, ist Unsicherheit.

Commerce Secretary Howard Lutnick bestätigte in einem Interview, dass die Maßnahme nur vorübergehend sei. Man plane eine „nationale Sicherheitsprüfung“ der betroffenen Technologien. Mit anderen Worten: Die aktuelle Regelung kann jederzeit kassiert werden.

Die Wall Street atmet auf – aber flach

Die Reaktion der Märkte war eindeutig – aber auch vorsichtig. Die Rally zeigt, wie stark Investoren nach einer politischen Atempause lechzen. Doch der Vertrauensvorschuss ist begrenzt. Analysten bei Jefferies sprechen von einer „notdürftigen Marktberuhigung“ – kein Kurswechsel, sondern ein taktischer Schritt.

Im Hintergrund tobt der Kampf um Trumps wirtschaftspolitische Linie: Auf der einen Seite der Wille, die US-Industrie zu stärken – auf der anderen Seite der Druck großer Konzerne, die ihre globalen Lieferketten schützen wollen. Apple, NVIDIA und Co. dürften im Hintergrund massiv Lobbyarbeit geleistet haben.

US-Tech-Futures stiegen nach der Zoll-Ausnahme um bis zu 1,2 %. Doch Trump dementierte eine Ausnahme und betonte, die Produkte seien weiterhin mit 20 % belegt – nur in „anderem Tarif-Bucket“.

Ein Präsident unter Zugzwang

Die widersprüchlichen Aussagen zeigen: Die Trump-Administration sucht nach einem neuen Gleichgewicht. Einerseits will sie Stärke zeigen gegenüber China. Andererseits mehren sich die Signale, dass selbst US-Firmen den Preis nicht mehr zahlen wollen. Die 145 % Zölle hätten ganze Lieferketten lahmgelegt – und die Inflation weiter angeheizt.

Die Analysten von Jefferies sehen in der Maßnahme eine politische Notoperation: „Die Administration muss dringend ihre wirtschaftspolitische Glaubwürdigkeit retten“, heißt es in einer aktuellen Einschätzung. Die Tech-Ausnahme sei eher ein Zeichen von Schwäche als von Strategie.

Die Botschaft: Wir können jederzeit wieder drehen

Was bleibt, ist ein Signal an die Märkte: Es kann sich alles wieder ändern – jederzeit. Trump spielt mit der Unsicherheit, möglicherweise bewusst. Wer investiert, weiß nicht, welche Regeln morgen gelten. Ein Zustand, den sich langfristig orientierte Anleger kaum leisten können.

Für Tech-Firmen, die weiterhin stark auf China angewiesen sind – ob bei Fertigung oder Komponenten –, ist die Lage kaum planbar. Und selbst Unternehmen mit Ausweichstrategien nach Indien oder Vietnam sind nicht immun gegen solche Ad-hoc-Eingriffe.

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