Im Anschluss an einen offenbar gescheiterten Attentatsversuch am Wochenende zeigte sich der ehemalige Präsident Donald J. Trump am Montag in einem Livestream auf X, um seine neueste Geschäftsidee vorzustellen: Kryptowährungen.
"Crypto ist etwas, das wir machen müssen", erklärte Mr. Trump. „Ob wir es wollen oder nicht, ich muss es tun.“
Neben ihm befanden sich einige seiner Söhne, ein Familienfreund sowie zwei weniger bekannte Krypto-Enthusiasten ohne Erfahrung in der Leitung eines hochkarätigen Unternehmens. Gemeinsam präsentieren sie World Liberty Financial, ein Krypto-Projekt, das viele seiner Anhänger beunruhigt und Fragen zu Trumps Interessenkonflikten aufgeworfen hat.
Mr. Trump hat das Projekt seit August beworben, jedoch bleibt dessen genaues Ziel vage. Im Livestream überließ er die Ausführungen seinen Partnern. Einer der Mitwirkenden bezeichnet sich als „Internet-Schurke“, während ein anderer früher Kurse darüber hielt, wie man Frauen verführt.
Für einen Präsidentschaftskandidaten ist es ungewöhnlich, kurz vor der Wahl ein neues Geschäft zu starten. Trotzdem hat Mr. Trump während seiner gesamten politischen Karriere Geschäfte getätigt, die von Regierungsexperten als problematisch angesehen werden. Er ist Mehrheitseigner der Trump Media & Technology Group, dem öffentlich gehandelten Mutterunternehmen seiner Social-Media-Plattform Truth Social, die rund zwei Milliarden Dollar seines persönlichen Vermögens ausmacht.
Laut Danielle Brian, Geschäftsführerin der überparteilichen Watchdog-Organisation Project on Government Oversight, würde Trumps Beteiligung an dem Krypto-Projekt erhebliche Interessenkonflikte schaffen, sollte er wieder gewählt werden. Die US-Börsenaufsicht hat argumentiert, dass fast alle Kryptowährungen als nicht registrierte Wertpapiere gelten und wie an der Wall Street gehandelte Aktien reguliert werden sollten.
"Trump könnte die Regulierungsbehörden beeinflussen, um Unternehmen, an denen er beteiligt ist, zu begünstigen", sagte Ms. Brian. Experten äußerten ähnliche Bedenken hinsichtlich seiner Beteiligung am Social-Media-Unternehmen.
Vertreter der Trump Organization und World Liberty Financial waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Jahrelang war Trump ein Kritiker von Kryptowährungen, nannte Bitcoin gar einen "Betrug". Doch auf Wahlkampfveranstaltungen hat er sich als leidenschaftlicher Befürworter präsentiert, sprach auf einer wichtigen Branchenkonferenz und zog Spenden von Krypto-Executives an.
Die Planung für World Liberty Financial begann im Juli, als ein Puertorikanisches Unternehmen, AMG Software Solutions, die Marke anmeldete. Im Monat darauf begannen Trump und seine ältesten Söhne, Eric Trump und Donald Trump Jr., das Projekt auf X zu bewerben.
Interne Quellen zufolge soll World Liberty Financial eine Leih- und Kreditplattform werden. Ein Whitepaper beschreibt die Einführung einer neuen Kryptowährung namens $WLFI, die öffentlich verkauft werden soll.
Auf seinen offiziellen X- und Telegram-Kanälen hat World Liberty Financial angegeben, das Projekt solle die „Massenadoption von Stablecoins“ vorantreiben – eine Art Kryptowährung mit konstantem Wert von einem US-Dollar. Ein Informant verglich das Projekt mit einem bestehenden Dienst namens Instadapp.
Die Trump-Familie nimmt verschiedene Rollen im Projekt ein: Donald Trump als "Chief Crypto Advocate", Barron Trump als "DeFi Visionary" und Eric und Donald Trump Jr. als "Web3 Ambassador". Ein Hinweis im Whitepaper erklärt, dass die Plattform nicht im Besitz von Mr. Trump oder seiner Familie ist, auch wenn sie möglicherweise Vergütungen von den Entwicklern erhalten.
Neben den Trumps gehören zu dem Projekt ein Familienfreund und weitere Krypto-Enthusiasten ohne nachweisliche Erfahrung in hochkarätigen Krypto-Geschäften. Steve Witkoff, ein Immobilienmagnat und enger Freund von Mr. Trump, und sein Sohn Zach sind laut Whitepaper ebenfalls beteiligt. Der ältere Witkoff spielte eine aktive Rolle hinter den Kulissen, um Barron Trump unternehmerische Erfahrungen zu vermitteln.
Chase Herro und Zachary Folkman, zwei Unternehmer ohne Tradition im Kryptowährungssektor, sind ebenfalls führend an World Liberty Financial beteiligt. Die beiden betrieben zuvor gemeinsam das Internetwerbe- und Medienunternehmen The Nexus Group in den US Virgin Islands.
Alex Golubitsky, ein Anwalt und der juristische Berater von World Liberty Financial, bezeichnete Herro und Folkman per E-Mail als „talentierte Tech-Unternehmer“.