16. April, 2025

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Trump knickt ein – weil er muss, nicht weil er will

Die plötzliche Zollpause des US-Präsidenten ist keine Strategie, sondern eine Reaktion auf die Märkte. Denn was Trump nicht von China, Europa oder Elon Musk überzeugt hat, hat am Ende die Wall Street erledigt.

Trump knickt ein – weil er muss, nicht weil er will
Binnen fünf Tagen stiegen die US-Zinskosten um 216 Mrd. Dollar – Trumps Zollpolitik brachte den eigenen Anleihemarkt ins Wanken.

Märkte erzwingen Trumps Rückzug

Die Ankündigung klang staatsmännisch: 90 Tage Zeit für neue Handelsverhandlungen, ein „universeller“ Zollsatz von zehn Prozent für fast alle Länder – nur China wird weiter hart angefasst.

Doch wer genauer hinschaut, erkennt: Donald Trump wurde nicht zum Strategen, sondern zum Getriebenen. Und der Taktgeber war diesmal nicht Peking, nicht Brüssel – sondern die eigene Börse.

Eine Rechnung, die sich nicht mehr schönreden ließ

Der Zusammenhang war schlicht: Die Zölle ließen Aktienkurse einbrechen, Investoren das Vertrauen verlieren und Anleihemärkte nervös werden. Die Renditen für US-Staatsanleihen explodierten – binnen Tagen um mehr als 0,6 Prozentpunkte.

DAX:

Die Folge: Ein Aufschlag von 216 Milliarden US-Dollar auf die jährliche Zinslast des US-Staates – durch die Zölle selbst verursacht. Dass Trump darauf reagierte, ist keine Einsicht. Es ist Selbsterhaltung.

„Diese Länder rufen an“ – doch das Chaos war längst da

Trump prahlte öffentlich, dass Dutzende Staaten plötzlich verhandlungsbereit seien. „Das Telefon klingelt ohne Unterlass“, so das Weiße Haus. Doch hinter den Kulissen sah es anders aus.

Hedgefonds-Manager Bill Ackman sprach von einem „wirtschaftlichen Winter“, Elon Musk nannte Trumps Handelsberater „dümmer als ein Sack Steine“. Selbst Republikaner-nahe Großspender drohten, sich abzuwenden. Wer Trump kennt, weiß: Wenn das Geld geht, geht auch der Druck nach oben.

Dow Jones +8 %, Nasdaq +12 % – erst der Börsencrash, dann der Rückzug: Trumps wirtschaftliche Kehrtwende folgte dem Diktat der Märkte.

Zollpause als Notbremse – nicht als Plan

Trumps Regierung hatte die Pausierung der Zölle tagelang ausgeschlossen. Noch am Dienstag hieß es offiziell, man verfolge die Strategie mit voller Überzeugung. Dann kam der Mittwoch – und ein kurzer Satz auf Truth Social, in dem Trump beiläufig verkündete, was wirtschaftlich längst unausweichlich war: eine Zollpause. Für China gelten nun 125 Prozent Strafzoll – symbolisch hoch, faktisch machtlos.

Börsen feiern Rückzug – der Konflikt bleibt

Die Märkte reagierten sofort: Dow Jones +8 %, Nasdaq +12 %. Für einen Moment sah es aus, als hätte Trump die Kurve bekommen. Doch der frühere Handelsbeauftragte Ed Gresser bringt es auf den Punkt:

„Auch mit zehn Prozent bleibt es der höchste Zollsatz seit den 1930er-Jahren.“

Trumps Rückzug ist also weder ein Wendepunkt noch ein Signal der Vernunft. Es ist ein taktisches Zurückweichen – ohne Richtungswechsel.

Der Preis für politische Hybris

Was bleibt, ist ein beschädigter Präsident, der glaubt, Märkte kontrollieren zu können – und sie doch nur mit Glück noch im Griff behält. Eine Wirtschaftspolitik, die erst beim Börsencrash innehält, aber keine klare Linie verfolgt.

Und ein Finanzmarkt, der seinem Staatschef längst nicht mehr traut, sondern ihm lediglich vorausläuft. Donald Trump hat nicht verhandelt, er hat reagiert – auf die einzige Macht, der er sich beugen muss: die der Kapitalmärkte.