Trump stellt Russland offen infrage
Auf dem Rückflug von Rom, kurz nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, findet Donald Trump ungewöhnlich deutliche Worte: Wladimir Putin könnte gar kein echtes Interesse an einem Friedensschluss haben, so Trump auf seiner Plattform Truth Social.
Die jüngsten Raketenangriffe auf ukrainische Städte und Dörfer stimmten ihn „nachdenklich“, schrieb der US-Präsident.
Es ist eine deutliche Kehrtwende. Jahrelang hatte Trump gegenüber Putin einen vergleichsweise moderaten Kurs verfolgt. Jetzt klingt es anders: Sollte Moskau weiter zögern, könnte Trump nicht nur Sanktionen verschärfen, sondern auch Sekundärsanktionen gegen Drittländer ins Spiel bringen – also gegen Staaten und Unternehmen, die weiterhin mit Russland Geschäfte machen.
Selenskyj-Gespräch als Auslöser für Kurswechsel
Das Gespräch mit Selenskyj in Rom, das vom Weißen Haus als „sehr produktiv“ bezeichnet wurde, scheint den Ausschlag gegeben zu haben. Zwar lobte Trump die Fortschritte der Gespräche zwischen den USA und Russland, doch sein Vertrauen in Putins Verhandlungsbereitschaft ist offenbar erschüttert.
Trump schrieb auf Truth Social, dass Putin möglicherweise versuche, ihn „hinzuhalten“. Es müsse „anders“ mit Moskau umgegangen werden. Eine Aussage, die viele Beobachter aufhorchen ließ – zumal Trump bislang eher als möglicher Vermittler zwischen Russland und der Ukraine aufgetreten war.

Krim-Frage bleibt heikles Thema
Trotz seiner schärferen Töne bleibt Trump in einem Punkt konsequent: Die Rückgabe der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim an die Ukraine hält er weiterhin für eine „lächerliche Forderung“. Auch in Rom machte er klar: Wer wirklich Frieden wolle, müsse „realistische Kompromisse“ eingehen.
Für Wolodymyr Selenskyj bleibt dies jedoch eine rote Linie. Der ukrainische Präsident hat bislang kategorisch ausgeschlossen, auf die Krim oder andere von Russland besetzte Gebiete zu verzichten.
Russland bei Trauerfeier nur am Rande vertreten
Auffällig: Während Trump und Selenskyj in Rom Gespräche führten, blieb der russische Präsident der Zeremonie fern. Russland entsandte lediglich Kulturministerin Olga Ljubimowa.
Aus Moskau kamen anschließend gemischte Signale: Zwar zeigte sich der Kreml nach Gesprächen mit Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff grundsätzlich offen für Verhandlungen, stellte jedoch Bedingungen – etwa die Aufhebung des ukrainischen Dekrets, das direkte Gespräche mit Russland derzeit untersagt.
Sekundärsanktionen als neues Druckmittel
Mit der Androhung von Sekundärsanktionen verschärft Trump die Gangart deutlich. Solche Maßnahmen würden auch Länder wie China, Indien oder Brasilien unter Druck setzen, die bisher an wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland festhalten. Die USA könnten damit ein weit größeres internationales Echo erzeugen – allerdings auch erhebliche neue Spannungen.

Erfahrungen aus dem Iran-Konflikt zeigen, wie wirksam, aber auch wie riskant Sekundärsanktionen sein können: Finanzströme werden gestört, Allianzen auf die Probe gestellt, wirtschaftliche Schäden weltweit in Kauf genommen.
Trumps Strategie: Deal oder Eskalation
Trotz aller Drohungen bleibt Trump seiner Logik treu: Ziel ist es, einen Deal zu erzwingen, nicht den Konflikt endlos in die Länge zu ziehen. Seine Bereitschaft, ukrainische Maximalforderungen als unrealistisch abzulehnen, passt ins Bild eines Präsidenten, der weniger auf Moral und mehr auf pragmatische Verhandlungen setzt.
Die Frage bleibt jedoch: Was passiert, wenn weder Putin noch Selenskyj bereit sind, Trumps Bedingungen zu erfüllen?
Das könnte Sie auch interessieren:
