Die laufenden Spannungen zwischen den USA und Kolumbien um die Abschiebung irregulärer Einwanderer hätten in geordneteren Zeiten wohl durch ein einfaches Telefonat gelöst werden können. Doch Donald Trumps derzeit angeheizte Stimmung hat den marginalen Konflikt schnell eskalieren lassen. Beobachter konnten sich in der Phantasie bereits amerikanische Luftlandetruppen in Bogotá ausmalen. Diese dramatische Zuspitzung wird jedoch ausbleiben.
Trump inszeniert die Auseinandersetzung nun als persönlichen Erfolg, was kritische Stimmen als fatale Fehlinterpretation betrachten. Dies wirft ein beunruhigendes Licht darauf, wie der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika den Begriff "Partnerschaft" versteht. Die seit Jahrzehnten mit Mühe gepflegten diplomatischen Beziehungen der USA, die darauf abzielten, das negative Image des "Gringos" in Lateinamerika zu wandeln, befinden sich nun in einer prekären Lage.
Ein besonderer Nutznießer dieser Situation scheint China zu sein, das dadurch möglicherweise gestärkt wird, als der derzeit ernstzunehmendste Konkurrent der USA wahrgenommen zu werden. Die jüngste Episode illustriert, wie sich globale Allianzen und Rivalitäten unter neuen politisch-diplomatischen Rahmenbedingungen verschieben können.