Die transatlantische Bankenlandschaft steht vor einer Zäsur, denn der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump plant, die Regularien im amerikanischen Finanzsektor zu lockern. Mit der Deregulierung soll die Kapazität zur Kreditvergabe und Investition gestärkt werden, was der amerikanischen Finanzindustrie erheblichen Rückenwind verleihen könnte.
Europäischen Banken droht in diesem Szenario der Anschlussverlust. Während sie weiterhin mit strengen EU-Vorschriften und einem verzögerten Wirtschaftswachstum zu kämpfen haben, könnten die Erträge im Vergleich zu den USA tendenziell sinken. Lockerungen, die die Kapitalanforderungen und Fusionsprüfungen betreffen, könnten Wall Street zu neuen Höhen verhelfen. Bereits im Zuge der jüngsten Wahl profitierten US-Schwergewichte wie JPMorgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley von dieser Perspektive und verzeichneten Kursgewinne.
Eine Lockerung der regulatorischen Zwänge könnte US-Banken im globalen Maßstab entscheidende Wettbewerbsvorteile verschaffen. In Europa hingegen belastet noch immer die Nachwehe der Finanzkrise 2008 die Bilanzen. Schwache Konjunktur, niedrige Zinsen und ein Überangebot an notleidenden Krediten setzen den Instituten weiter zu. 2023 zeigten europäische Banken erste Erholungstendenzen, jedoch könnte die Regulierungsoffensive in den USA dies konterkarieren.
David Materazzi, CEO der italienischen Handelsplattform Galileo FX, prognostiziert einen dynamischen Anstieg der Kreditvolumina amerikanischer Geldhäuser durch die gelockerte Regulierung. Er sieht die europäischen Institute vor einer Mammutaufgabe, da Kapital- und Risikoanforderungen der EU eine aggressivere Investitionspolitik verhindern.
Experten gehen davon aus, dass europäische Banken ihre globale Strategie überdenken müssen, um mithalten zu können. Die unterschiedlichen regulatorischen Landschaften könnten die Ertragskraft diesseits und jenseits des Atlantiks fortan zahlenmäßig ungleich konnotieren.