Caps, Claims, Verfassungsbruch?
Während die Vereinigten Staaten noch an der Präsidentschaft von Donald Trump 2.0 zu knabbern haben, verkauft der 78-Jährige bereits die passende Mütze für Runde drei. „Trump 2028“ steht in großen Lettern auf knallroten Baseballcaps und Shirts, erhältlich für stolze 50 Dollar.
Begleitend dazu der Spruch: „Rewrite the Rules“. Eine doppelte Provokation – in Richtung politischer Gegner und in Richtung Verfassungsrecht.
Denn Fakt ist: Eine dritte Amtszeit ist US-Präsidenten laut 22. Zusatzartikel der Verfassung verboten. Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er sich davon abhalten ließe, zumindest ein paar Dollars mit der Illusion zu verdienen.
Fanartikel statt Fakten
Die neuen Accessoires sind Teil seines offiziellen Online-Shops – kein Fanprojekt, sondern politisches Signal mit Preisschild. Neben der Kappe: ein T-Shirt mit gleichem Slogan, für 36 Dollar.
Das Timing ist auffällig. Nur wenige Tage vor der 100-Tage-Marke seiner zweiten Amtszeit sinkt seine Zustimmung auf historische Tiefstwerte. Laut Gallup ist nur noch rund jeder vierte Amerikaner mit seiner Arbeit zufrieden – der schlechteste Wert eines Präsidenten zu diesem Zeitpunkt seit dem Zweiten Weltkrieg.
Die „Trump 2028“-Kollektion wirkt daher nicht nur wie ein Seitenhieb auf die Verfassung, sondern auch wie ein kalkulierter Ablenkungsversuch von der innenpolitischen Schwäche.

„Rewrite the Rules“ – auch für die Familie?
Trumps Team schweigt offiziell zu den Spekulationen. Doch das Bild, das Eric Trump mit „Trump 2028“-Kappe auf X (ehemals Twitter) postete, hat für neuen Zündstoff gesorgt. Beobachter fragen sich: Ist das alles nur Show – oder ein indirekter Fingerzeig auf eine politische Zukunft des Trump-Clans?
Denkbar wäre ein Trick aus dem Familienhandbuch: Ein Sohn, etwa Eric oder Donald Jr., tritt offiziell an – unterstützt von Trumps mächtiger Fanbasis. Oder Vizepräsident J.D. Vance, eine Schlüsselfigur im republikanischen Machtgefüge, kandidiert – mit der Aussicht, das Amt später an den Patriarchen zurückzugeben.
Rein rechtlich wäre das nicht ausgeschlossen. Politisch aber brandgefährlich.
Populismus als Produkt
Die Strategie ist nicht neu, aber selten so deutlich sichtbar: Donald Trump betreibt Politik als Marke – und seine Marke verkauft sich über Merchandise besser denn je. Der Store war schon im ersten Wahlkampf 2016 ein wichtiger Finanzierungshebel.
Die rote MAGA-Kappe wurde zum Symbol einer Bewegung – nun soll „Trump 2028“ die Fortsetzung dieser Erzählung einläuten.
Aber es geht längst nicht nur um Geld. Es geht um Deutungshoheit. Wer Slogans wie „Make America Great Again“ oder „Build the Wall“ groß auf Caps druckt, will Botschaften setzen – nicht Gesetze beachten.
Verfassung als PR-Kulisse
Die Diskussion um eine dritte Amtszeit ist nicht neu. Schon in seiner ersten Amtszeit flirtete Trump mit autoritären Ideen, etwa als er öffentlich in Frage stellte, ob er nicht „ein bisschen länger“ bleiben könne. Jetzt, in Amtszeit zwei, bringt er die Idee auf neue Art in Umlauf – als Kleidungsstück, das zugleich provoziert, testet und verkauft.
Politikwissenschaftler sprechen von einem „Nadelstich-Test“: Wie weit kann man gehen, ohne juristisch zu scheitern? Und: Wie viel Widerstand gibt es noch in der amerikanischen Demokratie?
Demokratische Erosion auf Bestellung
Mit der „Trump 2028“-Kampagne wird erneut sichtbar, wie sehr die Grenzen des politisch Sag- und Machbaren in den USA verschoben wurden. Wo früher der 22. Verfassungszusatz als unantastbar galt, wird heute mit ironischer Rhetorik und gezieltem Merchandise der Ausnahmezustand normalisiert. Die Message lautet: Wenn das Volk es will, dann geht alles.
Dabei wäre die Lösung einfach: ein klares Dementi. Doch das bleibt aus – weil Trump aus dem Schweigen Kapital schlägt.