Anleger gehen mit gemischten Gefühlen in die zweite Amtszeit von Donald Trump: Einerseits versprechen seine wirtschaftsfreundlichen Pläne positive Impulse für die Märkte, andererseits bleibt die Sorge vor protektionistischen Handelspolitiken bestehen, insbesondere was angedrohte Zollmaßnahmen betrifft.
Trumps politische Agenda ist ehrgeizig. Der Fokus liegt auf Handelsreformen, einer Verschärfung der Einwanderungskontrollen, Steuersenkungen und einer Lockerung der Regulierungen im Bereich Kryptowährungen. Durch diese vielfältigen Initiativen sehen sich Investoren gezwungen, ihre Portfolios sorgfältig anzupassen und Trumps Antrittsrede genau zu verfolgen, um frühzeitig Marktbewegungen identifizieren zu können.
„Ungewissheit bleibt das Schlagwort, während jeder gespannt auf Antworten zu Fragen wartet, ob Zollandrohungen Realität werden oder als Verhandlungstaktik dienen“, erklärt Sam Stovall, Chefmarktstratege bei CFRA Research.
Viele Marktteilnehmer hoffen jedoch, dass die anfänglichen Äußerungen und Maßnahmen des neuen Präsidenten keine allzu großen Turbulenzen verursachen werden. Michael Arone, CIO bei State Street Global Advisors, erwartet, dass die bedeutendsten politischen Änderungen Trumps nur schrittweise wirksam werden. Dennoch könnten die Zollpläne die Inflationsängste weiter schüren und so Druck auf Aktien- und Anleihenmärkte ausüben. Auch schärfere Einwanderungskontrollen könnten marktrelevante Folgen haben. Gleichzeitig beflügelt die Aussicht auf regulatorische Erleichterungen Bankaktien und Kryptowährungen.
Die CEOs an der Wall Street versprachen den Investoren, dass die neue US-Regierung unter Trump wirtschaftsfreundlich und gut für Banken sei. "Anleger sind begeistert von der Aussicht auf regulatorische Erleichterungen und mögliche Reduzierungen der Unternehmens- und Geschäftssteuern", so Stovall.
Der Nachwahlaufschwung des S&P 500 hat sich leicht auf einen Anstieg von 2,7% abgekühlt, nachdem Anfang Januar Inflationsängste zu einem Ausverkauf führten. Trump plant, seine Präsidentschaft mit einer Welle von Exekutivanordnungen zu starten, die sich auf Schlüsselbereiche wie Einwanderung und Energie konzentrieren.
Die Kryptowährungsbranche rechnet damit, dass Trump seine Wahlkampfversprechen als „Krypto-Präsident“ einlösen wird, darunter die Schaffung eines staatlichen Bitcoin-Bestands, die Erweiterung des Bankzugangs und die Einrichtung eines Kryptorats, wie Reuters zuvor berichtete.
Im ersten Jahr von Trumps erster Amtszeit stieg der S&P 500 um 19,4%, nach einem Anstieg von 5% in seinen ersten 100 Tagen im Weißen Haus. Über die gesamte erste Amtszeit hinweg verzeichnete der S&P 500 ein Wachstum von fast 68%, jedoch mit Phasen der Volatilität, die teilweise durch den Handelskrieg mit China verursacht wurden.
Nach Trumps letzter Antrittsrede im Januar 2017 schloss der S&P 500 mit einem Plus von 0,3% an diesem Tag. Die US-Aktien- und Anleihenmärkte sind am Montag wegen des Martin-Luther-King-Jr.-Tages geschlossen, sodass sich die Handelsreaktionen möglicherweise erst am Dienstag zeigen werden.