Die Wahl von Donald Trump hat die Zukunft der US-Notenbank Federal Reserve gehörig durcheinandergebracht. Der künftige Präsident hat zwar angedeutet, dass er Zentralbankchef Jerome Powell nicht entlassen wird, doch ist dies kaum ein hoffnungsvolles Signal für die Fed. Trump hat seine Vorliebe für niedrige Zinsen nie verborgen und wird wahrscheinlich erneut auf Twitter Druck machen, sollte er die Kreditzinsen für zu hoch erachten.
Berater von Trump, die Powell einst als potenziell gefährlicher für die USA als Chinas Xi Jinping bezeichneten, haben sogar vorgeschlagen, der Fed-Chef solle zurücktreten. Die Zentralbank wird voraussichtlich am Donnerstag die Zinsen erneut senken, doch der Zeitpunkt zukünftiger Zinssenkungen bleibt ungewiss – auch aufgrund der möglichen Auswirkungen von Trumps Politik auf den wirtschaftlichen Verlauf.
Anleiheninvestoren haben die Renditen am Mittwoch nach oben getrieben, während sie über die Möglichkeit nachdachten, dass höhere Zölle und weniger Einwandererarbeitnehmer die Inflation befeuern könnten. Laut Sarah Binder, Professorin an der George Washington University und Expertin für Zentralbankpolitik, könnte Trumps zweite Amtszeit Ähnlichkeiten mit seiner ersten aufweisen, insbesondere was das Bestreben nach niedrigeren Zinsen betrifft. Allerdings sieht die fiskalische Situation und das Schuldenniveau anders aus als noch 2017.
Der Fed steht in Washington nun ein gefährlicheres Umfeld gegenüber. Trump beansprucht ein Mitspracherecht in einer Institution, die ihre Entscheidungen traditionell unabhängig von kurzfristigen politischen Erwägungen trifft. Zudem nimmt der Druck auf die Zentralbank zu, die Wirtschaft stabil zu halten und die Inflation im Zaum zu halten, da beide Parteien die Staatsverschuldung weiter erhöhen.
Die Reaktion Trumps auf die Fed könnte ein früher Indikator dafür sein, wie stark er die traditionelle bürokratische Struktur der Regierung umgestalten will. Seine Haltung könnte Gesetzgeber ermutigen, die den Ansatz der Fed in der Geldpolitik schon lange ändern wollten, auch wenn unklar ist, wie diese Veränderungen aussehen könnten. Einige Republikaner, darunter der Abgeordnete Bill Huizenga, haben den Wunsch geäußert, die geldpolitischen Entscheidungen der Fed stärker an formelbasierte Regeln zu binden, was tendenziell zu höheren Zinssätzen führt.