Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat erneut sein spendables Händchen gezeigt, indem er ein umfangreiches Steuererleichterungs- und Rückerstattungspaket im Wert von 6,3 Milliarden kanadischen Dollar ankündigte. Angesichts der näher rückenden Wahlen und sinkender Inflation setzt Trudeau auf Wachstum durch fiskale Stimuli, was die Märkte jedoch in Unruhe versetzt und zu einem Ausverkauf von Anleihen führte. Im Detail betrifft das Paket einen zweimonatigen Stopp der bundesweiten Verkaufssteuer auf ausgewählte Produkte wie Weihnachtsbäume, Wein, Spielzeug und Bücher sowie einen Scheck in Höhe von 250 kanadischen Dollar für fast 19 Millionen Kanadier. Diese Ankündigungen spiegeln das Ende einer kürzeren Phase fiskaler Zurückhaltung wider, welche zuvor von der Finanzministerin Chrystia Freeland verfolgt wurde, um Inflation nicht zusätzlich anzufachen. Mit der Rückkehr auf das Inflationsziel der Bank of Canada von 2% und der Senkung des Leitzinses um 125 Basispunkte seit Juni, sieht Trudeaus liberale Regierung Raum für großzügige Ausgaben. Dennoch warnen Analysten vor einer erhöhten Verschuldung des Landes, da die Märkte fiskalpolitische Manöver dieser Art mit Argusaugen betrachten. "Selbst bei einer relativ kleinen Maßnahme wie dieser, bedeutet es letztlich mehr Schulden", sagte Taylor Schleich, Zinsstratege bei der National Bank of Canada. Die Ankündigung führte am Donnerstag zu einem weiteren Ausverkauf von Anleihen und einem Anstieg der Rendite der 10-jährigen Benchmark-Anleihe um 7 Basispunkte auf 3,457%. Nachdem Einzelhandelsdaten am Freitag eine Erholung des Konsums zeigten, stieg die Rendite weiter auf 3,488%. Während Freeland den Kanadiern durch das Paket ein "etwas einfacheres Leben" verspricht, bleiben Fragen zur finanziellen Situation des Landes offen. Trudeau verweist auf Kanadas niedriges Verhältnis von Schulden zu Bruttoinlandsprodukt innerhalb der G7, doch stehen genauere Zahlen zu Einnahmen und Ausgaben des letzten Fiskaljahrs noch aus. Der parlamentarische Haushaltsbeauftragte Yves Giroux prognostiziert ein Defizit von 46,8 Milliarden kanadischen Dollar, was die von Freeland gesetzte Grenze von 40 Milliarden überschreitet.