Die politischen Wogen in Kanada schlagen hoch: Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau steht Medienberichten zufolge kurz davor, als Vorsitzender der Liberalen Partei zurückzutreten, was einen Wettbewerb um seine Nachfolge als Regierungschef auslösen würde. Nach Informationen der renommierten Globe and Mail, die sich auf anonyme Quellen stützen, hat Trudeau zwar noch keine endgültige Entscheidung gefällt, doch der Druck innerhalb seiner Partei wächst unaufhörlich. Bereits seit Monaten wird der Premier von einigen Abgeordneten zum Rücktritt gedrängt. Der Druck verschärfte sich, als Chrystia Freeland, die Finanzministerin, am 16. Dezember aufgrund politischer Differenzen mit Trudeau zurücktrat. Laut Insidern hielten einige von Trudeaus engsten Beratern es nach dem Zerwürfnis mit Freeland für unmöglich, dass Trudeau den politischen Sturm übersteht. Mehr als 20 liberale Parlamentarier haben öffentlich seinen Rücktritt gefordert, und in internen Kreisen ist das Misstrauen ebenfalls weitverbreitet. Die Liberalen halten derzeit 153 Sitze im Unterhaus, einschließlich Trudeaus eigenem. Nach der Rücktrittsspekulation legte die kanadische Währung um bis zu 0,4 % auf 1,4388 C$ pro US-Dollar zu und erholte sich somit nach fünf schwachen Handelstagen erstmals wieder etwas. Dennoch bleibt der kanadische Dollar auf einem schwachen Niveau seit März 2020 und hat im vergangenen Jahr mehr als 7 % gegenüber dem US-Dollar eingebüßt. Ein baldiger Rücktritt Trudeaus könnte eine hitzige Debatte über seine Nachfolge auslösen. Ein sofortiger Rücktritt könnte zur Ernennung eines kommissarischen Vorsitzenden aus den Reihen des gewählten Parteikaders führen. Alternativ könnte Trudeau einen schnellen Führungswettbewerb initiieren und bis zu dessen Ende im Amt verbleiben. Die Zeit drängt, denn die Oppositionsparteien im Parlament haben bereits angekündigt, die nächste Gelegenheit zu nutzen, um Wahlen zu erzwingen. Experten vermuten, dass der Regierung maximal Zeit bis Ende März bleibt, bevor eine solche Abstimmung ansteht.