Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sieht sich zunehmender Kritik aus den eigenen Reihen gegenüber. Eine Gruppe von über 50 liberalen Abgeordneten aus der bevölkerungsreichen Provinz Ontario fordert Trudeau zum Rücktritt auf. Sie sehen den anhaltenden Wählerfrust und die angespannte Wirtschaftslage als Gründe, die Amtsgeschäfte in die Hände einer neuen Führung zu legen.
Zuletzt erlebte Trudeau zwei bedeutende Rückschläge: Zuerst trat Finanzministerin Chrystia Freeland aufgrund von Differenzen über Finanzpolitik zurück. Zudem kündigten alle Oppositionsparteien an, gemeinsam gegen die Minderheitsregierung der Liberalen vorzugehen. Trotz dieser Entwicklungen zeigt Trudeau nach außen keine Anzeichen des Rückzugs. Laut einem Bericht der "The Globe and Mail" plant er, über die Weihnachtszeit mit seiner Familie Urlaub zu machen, um dann seine Zukunft zu reflektieren.
Eine mögliche Lösung für die Liberalen wäre es, einen neuen Parteiführer zu bestimmen, etwa Chrystia Freeland, Außenministerin Mélanie Joly, Innovationsminister François-Philippe Champagne oder den ehemaligen Zentralbankchef Mark Carney. Unterdessen drohen von den Vereinigten Staaten neue wirtschaftliche Sanktionen und die Umfragen prognostizieren einen überwältigenden Sieg für die konservative Opposition.
Trudeaus Optionen scheinen begrenzt: Er könnte bis März im Amt bleiben und eine fast sichere Niederlage im Rahmen eines Misstrauensvotums abwarten, seinen Rücktritt im nächsten Monat erklären oder die laufende Parlamentssitzung beenden, um Zeit für die Wahl eines neuen Führers zu gewinnen. All diese Optionen bergen jedoch das Risiko, weitere Wähler zu verlieren.