Volle Auftragsbücher, aber unsicheres Fahrwasser
Im Jahr 2024 legten US-Banken nach zwei mageren Jahren ein beeindruckendes Comeback hin – getragen von stabilen Margen und der lang erwarteten Zinswende.
Doch das Umfeld bleibt fragil: Die US-Notenbank Fed hat zwar erste Zinssenkungen eingeleitet, hält sich seitdem aber auffallend bedeckt. Hinzu kommt politische Unsicherheit – nicht zuletzt durch mögliche wirtschaftspolitische Kurswechsel unter einem erneut erstarkenden Donald Trump.
Für Investoren wird damit klar: Wer in Banken investieren will, muss genauer hinschauen. Nicht Wachstum um jeden Preis, sondern robuste Bilanzen und nachhaltige Ertragskraft rücken wieder in den Mittelpunkt.
Zinswende mit Vorsicht
Im Kampf gegen die Inflation hatte die Fed ihren Leitzins auf das höchste Niveau seit über 20 Jahren geschraubt – bis zu 5,5 Prozent. Inzwischen steht er wieder bei 4,25 bis 4,5 Prozent. Weitere Zinssenkungen in diesem Jahr? Unsicher.
Fed-Chef Jerome Powell machte im Februar klar: Die Notenbank will sich nicht treiben lassen. Die Wirtschaft sei robust genug, um eine abwartende Haltung zu rechtfertigen. Analysten bei Morgan Stanley, Barclays und Macquarie erwarten deshalb maximal eine weitere Zinssenkung für 2025 – mehr nicht.
Und das bleibt nicht ohne Wirkung: Die Aussicht auf nur geringe Zinsschritte dämpft die Euphorie. Gleichzeitig wächst die Sorge, dass ein möglicher Wahlsieg Trumps mit neuen Zöllen und fiskalpolitischen Experimenten wieder inflationären Druck auslösen könnte – und damit neue Zinserhöhungen notwendig macht.

Banken brauchen mehr als Rückenwind
In diesem Umfeld trennt sich die Spreu vom Weizen. Ein Banktitel profitiert nicht automatisch vom Zinsniveau.
Entscheidend sind solide Eigenkapitalquoten, ein starker Return on Assets (ROA), hohe Profitabilität gemessen am Return on Tangible Equity (ROTE) – und ein Geschäftsmodell, das auch in unruhigen Fahrwassern überzeugt.
MarketWatch hat 76 US-Banken durchleuchtet – darunter Schwergewichte wie JPMorgan und spezialisierte Regionalbanken. Am Ende blieben nur neun Häuser übrig, bei denen Qualität und Analysteneinschätzung übereinstimmen.
Die Top 9: Welche Banktitel sich jetzt lohnen könnten
Diese Banken wurden als besonders vielversprechend eingestuft – basierend auf Fundamentaldaten und aktuellen Konsensschätzungen:
- Webster Financial Corp.
Starke Margen, überzeugende Effizienzkennzahlen – vor allem im Kreditgeschäft. - Hancock Whitney Corp.
Profitabel und gut kapitalisiert, mit Fokus auf Süd- und Südoststaaten. - Ameris Bancorp
Eine Regionalbank mit klarer Wachstumsstrategie und konservativer Kreditvergabe. - East West Bancorp Inc.
Als Brücke zwischen Ost und West positioniert, profitiert von Handels- und Technologiekunden. - First Bancorp
Fokus auf Puerto Rico – gut diversifiziert, mit überdurchschnittlichem ROA. - Bank of New York Mellon Corp.
Weniger Kreditgeschäft, mehr Verwahrung – stabiler und weniger zinssensitiv. - Prosperity Bancshares Inc.
Solide Erträge, niedrige Ausfallquoten – beliebt bei Value-Investoren. - JPMorgan Chase & Co.
Der Gigant unter den US-Banken bleibt ein Basisinvestment – trotz hoher Bewertung. - U.S. Bancorp
Hohe Effizienz, gute Kapitalrendite – und eine starke Position im Privatkundengeschäft.
Diese Institute kombinieren stabile Gewinne mit realistischem Wachstum – und gelten als resistenter gegenüber externen Schocks.
Was Investoren jetzt beachten sollten
Die zentrale Erkenntnis: In einem Umfeld voller geldpolitischer Fragezeichen braucht es belastbare Geschäftsmodelle. Bankaktien sind kein Selbstläufer mehr. Wer heute einsteigt, muss nicht nur auf Zinsen schielen, sondern vor allem auf Qualität.
Regionale Institute mit starker Verankerung und konservativer Kreditpolitik könnten sich ebenso auszahlen wie große Häuser mit breiter Diversifikation. Dabei lohnt sich ein Blick auf die Analystenstimmen – nicht als alleinige Entscheidungshilfe, aber als Stimmungsbarometer.
Langfristiger Trend intakt – trotz politischer Turbulenz
Trotz der Unsicherheit bleibt eines klar: Der Bankensektor hat sich von den Turbulenzen der Jahre 2022 und 2023 weitgehend erholt. Die Bilanzen sind heute robuster, die Risiken besser verteilt. Wer langfristig denkt und sorgfältig auswählt, findet in US-Banken auch 2025 interessante Chancen.
Das könnte Sie auch interessieren:
