Rekordzahlen trotz Wirtschaftsflaute
Die deutsche Wirtschaft schwächelt, Inflation und Rezession belasten die Kaufkraft – doch eines bleibt unangetastet: der Sommerurlaub. Während viele Sektoren über eine Konsumzurückhaltung der Verbraucher klagen, vermeldet die Reisebranche Rekordzahlen.
Besonders der Marktführer TUI profitiert von dieser Entwicklung. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2025 konnte der Konzern Umsatz und Gewinn zweistellig steigern. Der Gesamtumsatz stieg um 13 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) verfünffachte sich auf 51 Millionen Euro.
„Die Menschen priorisieren ihren Urlaub auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit“, erklärt TUI-Chef Sebastian Ebel. Ein Drittel der Sommersaison ist bereits ausgebucht, eine ungewöhnlich hohe Quote zu diesem frühen Zeitpunkt.
Wo die Deutschen sparen, um zu verreisen
Die Zahlen des Reiseportals Trivago zeigen, dass sich das Konsumverhalten vieler Verbraucher verändert hat. Während Kaufhäuser und Einzelhändler stagnierende Umsätze beklagen, sind viele Menschen bereit, auf andere Ausgaben zu verzichten, um sich den Urlaub leisten zu können.
„Reisen sind die wichtigste Ausgabe im Bereich Konsumgüter“, erklärt Trivago-Chef Johannes Thomas.
Viele Verbraucher reduzieren ihre Ausgaben für Kleidung, Restaurantbesuche oder Freizeitaktivitäten, um das Reisebudget nicht zu schmälern.
Dafür sprechen auch weitere Marktdaten:
- Mehr als die Hälfte der deutschen Urlauber spart das ganze Jahr über gezielt für ihre Reise.
- Die Nachfrage nach günstigeren Reisezielen wie Türkei, Griechenland und Ägypten wächst.
- Campingurlaub boomt: 2024 verzeichneten Campingplätze in Deutschland 42,9 Millionen Übernachtungen, fast 20 Prozent mehr als 2019.
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Steigende Preise halten Reisende nicht ab
Obwohl viele Anbieter ihre Preise angehoben haben, scheint das die Nachfrage nicht zu bremsen. TUI-Reisen kosten in der aktuellen Wintersaison durchschnittlich vier Prozent mehr als im Vorjahr, dennoch verzeichnet das Unternehmen sechs Prozent mehr Kunden.
Besonders die Kreuzfahrt-Sparte von TUI floriert. Die Tochtergesellschaft TUI Cruises konnte ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent steigern. Kreuzfahrten gelten traditionell als krisenresistent – Kunden buchen oft frühzeitig und lassen sich von wirtschaftlichen Unsicherheiten weniger beeinflussen.
Vorsichtiger Optimismus: Wie lange hält der Boom?
Trotz der guten Zahlen bleibt die Branche vorsichtig. TUI setzt auf Expansion in neue Märkte, um sich unabhängiger von der schwächelnden Konjunktur in Europa zu machen. Asien, Lateinamerika und Südosteuropa rücken zunehmend in den Fokus der Investoren.
„Wir bauen unser Geschäft gezielt in Regionen aus, die weniger anfällig für europäische Konjunkturzyklen sind“, erklärt TUI-Chef Ebel. Gleichzeitig zeigt sich das Unternehmen bei neuen Hotelprojekten zurückhaltend – aus Sorge vor möglichen wirtschaftlichen Turbulenzen in Deutschland und Großbritannien, dem zweitgrößten Markt für TUI.
Der aktuelle Boom der Reisebranche zeigt: Urlaub bleibt für viele Deutsche eine unverzichtbare Ausgabe – selbst wenn das Geld an anderer Stelle knapper wird. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Nachfrage weiter stabil bleibt oder ob eine anhaltende Rezession die Reiselust doch noch dämpft.