02. Oktober, 2024

Wirtschaft

Tropische Stürme: Übersterblichkeit alarmiert Forscher

Tropische Stürme: Übersterblichkeit alarmiert Forscher

Die Folgen des jüngsten tropischen Wirbelsturms "Helene" im Südosten der USA sind verheerend: Ein neuer wissenschaftlicher Bericht deutet darauf hin, dass solche Naturkatastrophen über viele Jahre hinweg eine erhöhte Sterblichkeit verursachen können. Laut der in der angesehenen Zeitschrift "Nature" veröffentlichten Studie könnten in den kommenden Jahren Tausende weitere Todesfälle hinzukommen.

Forscher analysierten Daten von 501 Stürmen zwischen 1930 und 2015. Basierend auf Computermodellen kamen sie zu dem Ergebnis, dass durch diese Ereignisse 3,6 bis 5,7 Millionen Menschenleben verloren gingen, die ohne die Stürme nicht zu beklagen gewesen wären. Geleitet wurde die Untersuchung von Solomon Hsiang von der Stanford University und Rachel Young von der University of California in Berkeley.

Obwohl die Forscher keine eindeutigen Ursachen für die langfristige Übersterblichkeit angeben konnten, vermuten sie mehrere mögliche Erklärungen. Die Zerstörung durch die Wirbelstürme könnte zum Verlust von Arbeitsplätzen und dadurch von Krankenversicherungen führen. Auch knappe finanzielle Mittel aufgrund von Reparaturkosten könnten Menschen dazu zwingen, Einsparungen für das Alter aufzulösen. Zudem könnte dem Staat durch die Kosten für die Reparatur der Infrastruktur Geld für medizinische Einrichtungen fehlen.

Ein bemerkenswerter Befund der Studie ist, dass die erhöhte Sterblichkeit im Durchschnitt bis zu 14 Jahre und vier Monate nach der Katastrophe sichtbar blieb. Im Vergleich zur gängigen Annahme, dass ein Wirbelsturm durchschnittlich zu 24 direkten Todesfällen führt, zeigte die Analyse, dass es tatsächlich 7.170 bis 11.430 zusätzliche Todesfälle pro Sturm geben könne.

Besonders gravierend sind die Auswirkungen auf jüngere Altersgruppen: 15 Prozent aller Todesfälle bei Personen im Alter von 1 bis 44 Jahren könnten mit Wirbelstürmen in Zusammenhang stehen. Bei Kindern unter einem Jahr sind es sogar 25 Prozent, obwohl diese Kinder erst Jahre nach dem Ereignis geboren wurden.

Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen bewertet den Ansatz der US-Forscher als glaubwürdig und gut dokumentiert. Er betont, dass die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Zusammenhänge bisher nur unzureichend untersucht wurden, da diese große Datenmengen und komplexe Berechnungen erfordern. Dennoch findet er die Modellierung von Hsiang und Young plausibel und erkennt die Relevanz ihrer Ergebnisse an.