Der erste Schock sitzt tief: Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus ist die Furcht vor einem erbitterten Handelskrieg zurück. Zölle in Höhe von bis zu 20 Prozent könnten auf deutsche Autoimporte zukommen – ein Szenario, das die deutschen Autobauer teuer zu stehen kommen würde.
Besonders für Volkswagen, mit seinem Werk in Mexiko und einem starken Engagement in den USA, könnte diese neue Ära wirtschaftliche Risiken in Milliardenhöhe bedeuten.
„Worst Case“ wird wahr
Der Schock sitzt tief, besonders bei deutschen Autoherstellern, die massiv in den US-Markt investiert haben. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, spricht von einem „Worst-Case-Szenario“.
„Die deutsche Wirtschaft muss sich auf einen teuren Handelskrieg einstellen“, erklärt er und schätzt die möglichen Kosten auf bis zu 180 Milliarden Euro – eine Belastung, die den Mittelstand genauso treffen könnte wie die Riesen der deutschen Industrie.
Doch während die Lage düster erscheint, bleiben einige Führungskräfte optimistisch. BMW-Chef Oliver Zipse gibt sich zurückhaltend: „Mit unserer großen Produktion vor Ort könnten wir besser dastehen als andere.“
Doch die Ungewissheit bleibt, vor allem, da Trump während des Wahlkampfs klar stellte, dass Deutschland nicht länger „auf Kosten Amerikas“ profitieren solle.
Deutschlands Autobauer in der Klemme
Für Volkswagen bringt Trumps Politik gleich zwei erhebliche Risiken mit sich. Zum einen hat Trump massive Zölle auf Importe aus Mexiko in Aussicht gestellt. Da VW von seinem Werk in Puebla aus große Mengen Fahrzeuge in die USA liefert, könnte das für den Konzern teuer werden.
Noch schwerer wiegt jedoch der mögliche Rückschritt in Sachen Elektromobilität: Trump kündigte an, Förderungen für umweltfreundliche Fahrzeuge zurückzufahren. Gerade VW und BMW, die ihre Werke auf die Produktion von E-Fahrzeugen umstellen, geraten dadurch unter doppelten Druck.
Volkswagen baut derzeit sogar eine neue Fabrik für die Elektromarke „Scout“ – ein ambitioniertes Projekt, das in diesem Umfeld wie ein Drahtseilakt wirkt. Doch was könnte Trumps zweite Amtszeit darüber hinaus für die Zukunft der deutschen Autobranche bedeuten?
Neuausrichtung der US-Handelspolitik
Trumps Rückkehr bringt eine radikale Verschiebung in der US-Handelspolitik mit sich. An seiner Seite steht erneut Peter Navarro, ein ausgewiesener Kritiker der globalen Handelsstrukturen und leidenschaftlicher Verfechter des Protektionismus.
Navarro hat klare Vorstellungen davon, wie „America First“ in der Praxis aussieht – mit einer rigorosen Abgrenzung gegen das „räuberische China“ und eine Absage an die bisherigen, internationalen Handelsnormen.
Doch Trump und Navarro gehen noch weiter: Sie planen offenbar, die Umweltnormen aufzuweichen und die Abgasregelungen der kalifornischen Regierung aufzuheben, die bislang den strengen CO₂-Zielen der EU ähnlich waren.
„Damit stärkt die Regierung das Überleben des Verbrennungsmotors,“ sagt ein Brancheninsider, „und das in einer Zeit, in der die deutschen Hersteller Milliarden in alternative Antriebe investieren.“
Steuervorteile als kleiner Lichtblick
Ein kleines Trostpflaster für die deutsche Autoindustrie könnte Trumps Versprechen sein, die Körperschaftsteuer von 21 auf 15 Prozent zu senken. Diese Entlastung würde auch die Tochtergesellschaften von VW, BMW und Mercedes-Benz betreffen, die im US-Markt aktiv sind. Doch Experten warnen davor, zu optimistisch zu sein.
„Diese Steuererleichterungen könnten bestenfalls einen Teil der neuen Belastungen ausgleichen“, meint der Wirtschaftsanalyst Paul Stein. „Die langfristigen Folgen der angekündigten Zölle und der Unsicherheiten auf dem US-Markt lassen sich mit Steuersenkungen allein nicht kompensieren.“
Der Wert des US-Marktes für deutsche Hersteller
Mit rund 900.000 in den USA produzierten Fahrzeugen und zusätzlichen 715.000 Exporten aus Mexiko sind die deutschen Autobauer fest im amerikanischen Markt verankert. BMW zählt gar zu den größten Autoexporteuren der USA.
Die Produktion für den US-Markt findet längst zum Großteil vor Ort statt, weshalb Trumps Aussage, die deutschen Hersteller in amerikanische Unternehmen zu verwandeln, schon Realität ist.
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Trotz der Risiken lässt sich der US-Markt für deutsche Autobauer nicht einfach aufgeben. Für Oliver Zipse und seine Kollegen bleibt der Markt von „außerordentlicher Bedeutung“, wie er erklärt. Der Volkswagen-Atlas, ein großer SUV, der speziell für den amerikanischen Geschmack produziert wird, ist nur ein Beispiel dafür, wie die deutschen Hersteller auf die spezifischen Anforderungen des US-Marktes eingehen. Ein Rückzug wäre daher keine Option.
Eine brisante Ära beginnt
Trumps zweite Amtszeit bringt deutsche Autohersteller in eine strategische Zwickmühle. Einerseits locken potenzielle Steuervorteile, andererseits drohen gravierende finanzielle Belastungen durch Zölle und Handelsbarrieren. Die Autoindustrie sieht sich vor der Herausforderung, ihre Produktion anzupassen und gleichzeitig den Fokus auf Zukunftstechnologien nicht zu verlieren.