19. September, 2024

Wirtschaft

Traton-Chef fordert stärkere politische Unterstützung für emissionsfreien Lkw-Markt

Traton-Chef fordert stärkere politische Unterstützung für emissionsfreien Lkw-Markt

Traton-Chef Christian Levin drängt, angesichts der schleppenden Nachfrage nach emissionsfreien Lkw, auf verstärkte Unterstützung seitens der Politik. Für das Jahr 2030 sieht er große Herausforderungen bei der Einhaltung der neuen CO₂-Emissionsgrenzwerte. "Die Strafen könnten im schlimmsten Fall gewaltig sein," äußerte Levin am Montag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX auf der IAA Transportation in Hannover. Obwohl das Angebot an emissionsfreien Lkw und Bussen vorhanden sei, blieben die Verkaufszahlen weiterhin zu niedrig. Es müssten signifikant mehr Elektro-Lkw verkauft werden, um die strengen Abgasregelungen zu erfüllen.

Der Branche stünden 2030 drei Optionen zur Verfügung, erläuterte Levin. Neben der Möglichkeit, Batterie-Lkw kostenlos zu verteilen oder hohe Strafen zu zahlen, schlug er eine dritte und ebenso problematische Lösung vor: Händlerquoten für den Verkauf batterieelektrischer Fahrzeuge. Diese Maßnahme könnte den Gesamtverkauf erheblich einschränken. Levin betonte, dass eine solche Entwicklung die europäische Nutzfahrzeugbranche, die global führend sei, erheblich beeinträchtigen würde. Er hofft auf eine Überprüfung der EU-Ziele im Jahr 2027, die möglicherweise Veränderungen bewirken könnte.

Fehlende Anreize für Speditionen und Energieversorger seien eine große Hürde, so Levin weiter. Traton könne die notwendige Infrastruktur nicht allein schaffen. Die Politik müsse eine gleitende Kostenparität zwischen Elektro- und Dieselantrieben herstellen, indem Diesel teurer und Strompreise stabiler werden. Die bisherigen Maßnahmen, wie das EU-Emissionshandelssystem für den Transportsektor, seien hilfreich, kämen jedoch 2027 zu spät und trügen zu wenig zur Verhaltensänderung der Kunden bei.

Zudem kämpft die konjunktursensible Branche mit einer schwachen Wirtschaftslage, besonders in Europa. Levin bemerkte eine große Zurückhaltung in Deutschland, da Kunden auf Wirtschaftsaufschwung und fallende Zinsen warteten. Die Finanzierungskosten hätten sich in den letzten Jahren verdoppelt oder verdreifacht. Trotz der Herausforderungen sieht Levin die Zeit auf ihrer Seite: Das durchschnittliche Flottenalter in Europa liegt mittlerweile bei 14,3 Jahren, was als extrem hoch gilt.

Levin sieht die gemeinsame technische Plattform der Konzernmarken MAN, Scania, Navistar und VW Truck & Bus als gewinnbringend. "Viele unserer Wettbewerber haben die positiven Effekte bereits genutzt, wir haben diese Möglichkeiten noch vor uns", kommentierte er. Die Entscheidung für das "Traton Modular System" sei bereits getroffen, und die Technologie werde zunehmend in die Fahrzeuge integriert, was Kostenvorteile durch Größeneffekte bringen werde.