Die britische Labour-Regierung plant, den großen Unternehmen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe stärkere Transparenzverpflichtungen aufzuerlegen, um exzessives Profitstreben einzudämmen. Am kommenden Montag soll ein entsprechender Gesetzesentwurf im Parlament vorgelegt werden, der insbesondere auf die Finanzkennzahlen der in England tätigen Kinderbetreuungseinrichtungen abzielt. Hintergrund sind Berichte, laut denen private Anbieter Gemeinden überhöhte Preise in Rechnung stellen. Bildungsministerin Bridget Phillipson wird zudem eine "Backstop"-Regelung ankündigen, die die Gewinne in der Branche deckeln soll. Dieses Limit könnte greifen, sollte sich zeigen, dass Anbieter nicht freiwillig auf profitorientiertes Verhalten verzichten. Im Gegensatz dazu verfolgt die walisische Regierung das Ziel, sämtliche Anbieter der Kinderbetreuungsbranche auf eine Non-Profit-Basis umzustellen. Angesichts eines über Jahre hinweg vernachlässigten Systems, das sowohl die Gemeinden finanziell belastet als auch Familien enttäuscht und Kinder oft unsichtbar lässt, fordert Phillipson entschlossenes Handeln. Neben der Bekämpfung übertriebener Gewinnspannen plant die Regierung ein Eingreifen bei nicht registrierten und unsicheren Angeboten sowie frühzeitige Maßnahmen für das Wohlergehen von Familien und Kindern. Der Anteil profitorientierter Unternehmen im Kinderheimsektor stieg seit 2010 um mehr als 20 Prozentpunkte auf über 80 Prozent. Viele dieser Einrichtungen sind in Händen von Private-Equity-Gruppen, deren Gewinnmargen 2022 laut Revolution Consulting Berichten zufolge bis zu 28 Prozent betrugen. Stuart Ashley, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe im Landkreis Hampshire, berichtet von wöchentlichen Kosten von bis zu 30.000 Pfund pro Kind, was er scharf als "profitorientiert" kritisiert. Eine sinkende Zahl von Pflegeeltern in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten trägt dazu bei, dass der Bedarf das Angebot übersteigt. Die Ausgaben der lokalen Behörden für die Kinder- und Jugendhilfe stiegen zwischen 2012 und 2022 um 42 Prozent auf 11,1 Milliarden Pfund und sollen bis 2025 auf 14,1 Milliarden Pfund anwachsen. Eine Folge ist die Platzierung von Kindern in weit entfernten Regionen, da viele private Einrichtungen in Gebieten mit niedrigen Immobilienpreisen angesiedelt sind. Phillipson wird Ofsted mit erweiterten Befugnissen für Untersuchungen und Sanktionen ausstatten. Parallel dazu plant die Regierung Reformen, um Familien mehr Mitspracherecht bei der Unterbringung von Kindern einzuräumen, mit dem Ziel, diese möglichst wohnortnah zusammenzuhalten. Eine weitere Neuerung: Elterliches Homeschooling bei besonders schutzbedürftigen Kindern wird künftig der Genehmigung durch die lokalen Behörden bedürfen.