01. Oktober, 2024

Wirtschaft

Transatlantische Spannungen: Amerikanische Multis im Zwiespalt

Transatlantische Spannungen: Amerikanische Multis im Zwiespalt

Multinationale US-Konzerne stehen unter wachsendem Druck, sich im Spannungsfeld zwischen den Vereinigten Staaten und China klar zu positionieren. Mit geopolitischen Spannungen im Hintergrund, bleibt die wirtschaftliche Kooperation ein kompliziertes Unterfangen.

Ford sieht sich derzeit im Fokus politischer Aufmerksamkeit. Anfang Januar forderten Vorsitzende von zwei Kongressausschüssen die Biden-Administration auf, vier chinesische Beteiligungen an Fords geplanter Batteriefabrik in Michigan zu überprüfen. Den Unternehmen wird vorgeworfen, Verbindungen zum chinesischen Militär, der Kommunistischen Partei, der nordkoreanischen Regierung und zu Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang zu haben.

Auch Apple bleibt nicht verschont. Wie bereits in mehreren Medien berichtet, hat Apple über Jahre hinweg den Forderungen Pekings nachgegeben und verschiedene Apps blockiert, darunter auch Zeitungen, VPNs und verschlüsselte Nachrichtendienste. Zusätzlich hat der Technologieriese ein Rechenzentrum in China errichtet, um die iCloud-Daten chinesischer Bürger zu speichern – einschließlich persönlicher Kontakte, Fotos und E-Mails.

Für Unternehmen wie Ford und Apple, die einst großes Potenzial im Handel mit China sahen, bleibt die Kommunikation ihrer Strategien eine ständige Herausforderung. Ford betonte gegenüber Reuters, dass es sich strikt an die US-Regelungen halte. Apple-CEO Tim Cook hob 2022 in Arizona die tiefe Verwurzelung des Unternehmens in den USA hervor: "Ein Unternehmen wie Apple könnte nur aus Amerika stammen – und wir sind nach wie vor entschlossen, unserem großartigen Land etwas zurückzugeben."

Eine aktuelle Analyse von Strategy Risks, einem auf China-Beziehungen spezialisierten Business-Intelligence-Unternehmen, stuft Ford auf Platz eins und Apple auf Platz drei hinsichtlich der Abhängigkeit vom chinesischen Markt unter den 250 größten börsennotierten US-Unternehmen ein. Auf Platz zwei der Liste befindet sich Carrier Global, ein Unternehmen für Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnik. Auch Tesla, von Strategy Risks auf Rang vier geführt, könnte argumentativ höher eingestuft werden, wenn es um die Exponierung gegenüber China geht.

Für amerikanische CEOs bleibt die brennende Frage, wie eng die Beziehungen zu potenziellen chinesischen „Frenemies“ gestaltet werden sollen – Unternehmen, die sowohl Partner als auch Wettbewerber sein können. Das chinesische Marktpotenzial ist verlockend, doch amerikanische Unternehmen, die dort Fuß gefasst haben, haben oftmals auch wertvolles geistiges Eigentum preisgegeben – manchmal freiwillig, manchmal nicht.