19. September, 2024

Politik

Tragische Konsequenzen des Abtreibungsverbots in den USA

Tragische Konsequenzen des Abtreibungsverbots in den USA

Nach der Aufhebung des wegweisenden Urteils „Roe v. Wade“ und der darauffolgenden Abtreibungsverbote in verschiedenen US-Bundesstaaten, hat es verheerende Folgen für das Leben vieler Frauen gegeben. ProPublica, eine renommierte investigative Nachrichtenplattform, hat jüngst die traurigen Schicksale zweier Frauen dokumentiert, die aufgrund fehlenden Zugangs zu legalen Abtreibungen und rechtzeitig benötigter medizinischer Versorgung ihr Leben verloren.

Ein besonders erschütternder Fall ist der der 28-jährigen Amber Nicole Thurman aus Georgia. Thurman, eine gesunde medizinische Assistentin und Mutter eines sechsjährigen Sohnes, musste Anfang 2022 mit den Konsequenzen einer ungewollten Schwangerschaft mit Zwillingen umgehen. Trotz ihrer Pläne, sich mit einem Umzug in eine eigene Wohnung und dem Beginn eines Pflege-Studiums eine stabilere Lebenssituation aufzubauen, stand sie vor der unüberwindbaren Hürde eines Abtreibungsverbots ab der sechsten Schwangerschaftswoche in ihrem Bundesstaat.

In der Hoffnung auf eine Lockerung des Gesetzes wartete Thurman zunächst, organisierte dann jedoch eine Abtreibung in North Carolina. Trotz akribischer Planung und eines frühmorgendlichen Aufbruchs trafen sie und ihre Freundin aufgrund dichten Verkehrs zu spät in der Klinik ein. Diese bot ihr anstelle des chirurgischen Eingriffs eine medikamentöse Abtreibung an.

Obwohl medikamentöse Abtreibungen in der Regel sicher sind, benötigte Thurman wie etwa 3 bis 5 Prozent der Frauen eine zweite Dosis oder eine chirurgische Nachbehandlung. Nach der Einnahme des zweiten Medikaments verschlechterte sich ihr Zustand erheblich. Aufgrund der großen Entfernung zur Klinik in North Carolina blieb eine notwendige Nachbehandlung aus.

Schließlich erlitt Thurman eine schwere Infektion, verlor das Bewusstsein und musste in ein Krankenhaus in einem Vorort von Atlanta eingeliefert werden. Ihre Situation verschlimmerte sich dort weiter, da Ärzte zögerlich agierten und die benötigte D. & C.-Prozedur zur Entleerung der Gebärmutter erst nach 20 Stunden durchführten. In dieser kritischen Zeit versagte Thurmans Kreislaufsystem, was letztlich zum Organversagen führte. Ihre letzten Worte an ihre Mutter waren ein verzweifeltes „Versprich mir, dass du dich um meinen Sohn kümmerst.“

Eine staatliche medizinische Überprüfungskommission hat Thurmans Tod als „vermeidbar“ eingestuft.

Gegenwärtig ruft dieser tragische Fall, zusammen mit weiteren dokumentierten Fällen von ProPublica, erneut die alarmierenden Auswirkungen der strengeren Abtreibungsregelungen ins Bewusstsein und verstärkt die Forderungen nach einer dringenden Überprüfung und Anpassung der Gesetze.