05. Dezember, 2024

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Tradition am Ende: Schmauser Precision meldet Insolvenz an

Nach über 300 Jahren muss das älteste Nadelfabrik-Unternehmen der Welt Insolvenz anmelden. Steigende Energiekosten und wirtschaftliche Krisen gaben den Ausschlag.

Tradition am Ende: Schmauser Precision meldet Insolvenz an
Nach über 300 Jahren musste Schmauser Precision Insolvenz anmelden – steigende Energiekosten und globale Krisen gaben den Ausschlag.

Die Schmauser Precision GmbH – ein Name, der seit 1723 für Präzision und Tradition stand – ist Geschichte. Nach über drei Jahrhunderten, zwei Weltkriegen und unzähligen Wirtschaftskrisen musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.

Der Niedergang der ältesten Nadelfabrik der Welt zeigt, wie massiv sich wirtschaftliche Herausforderungen auf Traditionsunternehmen auswirken können.

Ein langer Weg vom Nadeln zum Hightech-Zulieferer

1723 gegründet, begann Schmauser Precision als Hersteller von Strick- und Nähnadeln, die weltweit gefragt waren. Zu Hochzeiten produzierte das Unternehmen beeindruckende 300 Millionen Nadeln jährlich.

Doch die Welt veränderte sich, und Schmauser ging mit der Zeit. Heute basierten 60 % des Umsatzes auf Präzisionsteilen für die Automobilindustrie, die Klima- und Lüftungstechnik sowie die Medizintechnik.

Ob Kugelschreiber, Dieseleinspritzpumpen oder Spielzeug – die Produkte von Schmauser fanden sich in den unterschiedlichsten Bereichen. Doch die Diversifikation reichte am Ende nicht aus, um den wirtschaftlichen Druck abzufedern.

2019 führte der Einbruch in der Automobilbranche zu schweren Umsatzeinbußen – ein Schlag, von dem sich Schmauser nicht erholen konnte.

Das Ende einer Erfolgsgeschichte

Die Corona-Pandemie, explodierende Energiekosten und die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs setzten dem Traditionsunternehmen massiv zu.

Laut Insolvenzverwalter Florian Schott hatte Schmauser Precision bereits seit Jahren mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Besonders die hohen Investitionen in den Jahren 2008 und 2009 im Automobilsektor belasteten die Bilanz schwer.

Ein weiterer Rückschlag war der Dieselskandal 2019, der in der Automobilindustrie zu Umsatzeinbrüchen führte und auch Schmauser hart traf. Diese Kombination aus externen Krisen und strukturellen Herausforderungen machte den Betrieb letztlich unrentabel.

Energiekosten als Sargnagel

Die explodierenden Energiekosten erwiesen sich als endgültiger Stolperstein. Als energieintensiver Zulieferer konnte Schmauser Precision die stark gestiegenen Preise für Gas und Strom nicht an die Kunden weitergeben. Die Folge: schrumpfende Margen und ein immer größer werdendes finanzielles Loch.

Die Insolvenz zeigt, wie verwundbar selbst etablierte Unternehmen sind, wenn globale Krisen auf strukturelle Probleme treffen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere für die energieintensive Fertigungsindustrie in Deutschland, werden zunehmend schwieriger.


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Was bleibt von Schmauser?

Mit der Insolvenz endet eine Ära, die weit über die deutschen Landesgrenzen hinaus strahlte. Schmauser Precision war nicht nur ein wirtschaftliches Aushängeschild, sondern auch ein Stück Industriekultur. Nun steht das Unternehmen vor der Abwicklung oder möglichen Übernahme durch einen Investor.

Die Mitarbeiter – viele von ihnen seit Jahrzehnten im Betrieb – stehen vor einer ungewissen Zukunft. „Die Insolvenz ist ein bitterer Schlag für die Region und die Belegschaft“, sagte Insolvenzverwalter Schott. Ob das Unternehmen als Marke überlebt, hängt nun von potenziellen Käufern ab.