Boom mit Risiken – Trade Republic lockt mit 2,75 % Zinsen und gewinnt massenhaft neue Kunden. Doch nicht alle Einlagen unterliegen der klassischen Einlagensicherung.
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Trade Republic unter der Lupe: Wie sicher ist Ihr Geld wirklich?
Hohe Zinsen locken massenhaft neue Kunden zu Trade Republic – doch jetzt meldet sich die Finanzaufsicht Bafin. Wie groß ist das Risiko für Sparer? Und was steckt hinter den Geldmarktfonds ohne Einlagensicherung?
Die Schlagzeilen ließen viele Sparer aufhorchen: „Neobroker kassiert Abmahnungen“, „Trade Republic im Visier der Finanzaufsicht“. Für ein Unternehmen, das das Vertrauen von Millionen Kunden genießt, sind das denkbar schlechte Nachrichten.
Besonders brisant: Viele Deutsche haben ihre Ersparnisse genau dorthin verlagert, weil die Zinsangebote etablierter Banken kaum noch konkurrenzfähig sind. Doch wie sicher ist das Geld wirklich?
Warum so viele Kunden zu Trade Republic wechseln
Seit Monaten zieht der Neobroker mit seiner Zinsofferte Kunden in Scharen an. Die Verzinsung des Guthabens auf dem Verrechnungskonto erfolgt zum EZB-Einlagensatz von aktuell 2,75 Prozent – und das ohne Bedingungen, ohne Limits, ohne Kosten.
Während klassische Banken mit befristeten Lockangeboten werben oder Zinsen nur für Neukunden erhöhen, bietet Trade Republic konstante Konditionen.
Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox liegt die durchschnittliche Tagesgeldverzinsung in Deutschland derzeit bei nur 1,56 Prozent – weit unter dem, was der Neobroker gewährt. Kein Wunder, dass viele Sparfüchse hier zuschlagen. Doch genau hier beginnt auch die Unsicherheit.
Während die Deutsche Bank und J.P. Morgan dem deutschen Einlagensicherungssystem unterliegen, sind HSBC (Frankreich) und Citi (Irland) an ausländische Sicherungssysteme gebunden.
Das Problem mit der Einlagensicherung
Normalerweise sind Bankguthaben in Deutschland bis zu 100.000 Euro pro Institut durch die gesetzliche Einlagensicherung abgesichert. Sollte eine Bank in Schieflage geraten, bleibt das Guthaben geschützt.
Bei Trade Republic sieht die Sache allerdings anders aus: Das Geld der Kunden liegt nicht direkt beim Broker, sondern bei mehreren Partnerbanken – darunter die Deutsche Bank, HSBC, J.P. Morgan und Citi.
Für Deutsche Bank und J.P. Morgan gilt die deutsche Einlagensicherung, doch bei HSBC (Frankreich) und Citi (Irland) greifen die Sicherungssysteme der jeweiligen Länder. Und deren Stabilität wird von Kritikern als weniger verlässlich eingestuft.
Geldmarktfonds: Das versteckte Risiko?
Zusätzlich verwahrt Trade Republic nicht das gesamte Guthaben auf Bankkonten, sondern investiert einen Teil in Geldmarktfonds. Diese Fonds gelten als sicher, unterliegen aber keiner Einlagensicherung.
Dabei handelt es sich um den BlackRock ICS Euro Liquidity Fund und den Deutsche Global Liquidity Series – Managed Euro Fund. Diese Fonds setzen auf kurzfristige Schuldtitel mit hoher Bonität und extrem kurzen Laufzeiten (durchschnittlich 24 bis 46 Tage).
Dadurch minimiert sich zwar das Risiko, aber: Sollte es zu einem finanziellen Schock kommen, wären Gelder in diesen Fonds nicht sofort verfügbar – und ein Teil des Guthabens könnte theoretisch schwanken.
Trade Republic argumentiert, dass das Geld durch die Struktur der Fonds als Sondervermögen gesichert sei. Das bedeutet: Selbst wenn der Neobroker Insolvenz anmelden müsste, bliebe das Vermögen unangetastet und würde nicht in die Insolvenzmasse fließen. Doch vielen Kunden ist unklar, dass nicht ihr gesamtes Guthaben der klassischen Einlagensicherung unterliegt.
Was prüft die Finanzaufsicht Bafin?
Die Bafin wurde nicht wegen eines akuten Problems aktiv, sondern weil sie Transparenzfragen klären will. Sie verlangt von Trade Republic eine klarere Aufklärung darüber, wie das Geld der Kunden tatsächlich verteilt ist – also welcher Anteil in Geldmarktfonds investiert wird und welcher bei den Partnerbanken liegt.
Bislang gibt es keine Hinweise auf eine formale Sonderprüfung oder gar eine Bedrohung für Kundeneinlagen. Sollte die Bafin jedoch Verstöße gegen Informationspflichten feststellen, könnte sie Trade Republic zu Änderungen zwingen – etwa zu einer genaueren Darstellung der Anlagepolitik in der App.
Fazit: Wie sicher ist das Geld bei Trade Republic?
Für die meisten Sparer besteht kein akuter Grund zur Sorge. Die Gelder sind entweder durch Einlagensicherungen der Partnerbanken oder durch die Struktur der Geldmarktfonds abgesichert. Dennoch bleibt ein Restrisiko, weil ein Teil des Guthabens außerhalb der klassischen Einlagensicherung investiert wird.
Kunden, die ihre Ersparnisse vollständig geschützt wissen wollen, sollten darauf achten, nicht mehr als 100.000 Euro bei einer einzelnen Bank zu lagern. Wer kein Risiko eingehen möchte, sollte zudem prüfen, ob der eigene Anteil an Geldmarktfonds zu hoch ist – und im Zweifel Alternativen in Betracht ziehen.