VW steht unter Druck. Der Konzern muss in Deutschland Werksschließungen in Erwägung ziehen, weil die Nachfrage schwächelt. Währenddessen verkündet Toyota Jahr für Jahr Rekordzahlen und produziert über zehn Millionen Fahrzeuge – hochprofitabel. Die Gründe für Toyotas Erfolg liegen in der Strategie, die Japaner haben ihre Konkurrenz aus Wolfsburg auf mehreren Ebenen überholt.
1. Toyota macht mehr mit weniger
Man muss sich die Zahlen nur ansehen: VW beschäftigte Ende 2023 rund 650.000 Menschen, Toyota hingegen kommt mit 270.000 Mitarbeitern aus und verkaufte trotzdem zwei Millionen Autos mehr als VW.
Das ist keine Magie, sondern das Ergebnis jahrelanger Effizienzsteigerungen und einer Produktionsweise, die seit der Weltfinanzkrise 2008 noch flexibler geworden ist. Damals schwor sich Toyota, selbst bei einem Markteinbruch von 20 Prozent profitabel zu bleiben – ein Versprechen, das sich in Krisenzeiten wie der Pandemie ausgezahlt hat.
Die Japaner halten dabei auch an der Heimatproduktion fest: Mindestens drei Millionen Autos werden weiterhin in Japan gebaut, um die heimische Zulieferstruktur nicht zu gefährden.
Doch im Gegensatz zu VW, das in Deutschland strauchelt, bleiben die Japaner flexibel und widerstandsfähig.
2. Breitere globale Ausrichtung
VW hat sich mit einer starken Abhängigkeit von China in eine schwierige Lage gebracht. Auf dem Höhepunkt 2019 kamen 40 Prozent des Absatzes aus dem Reich der Mitte. Jetzt drängen heimische chinesische Marken wie BYD oder Nio auf den Markt, und VW spürt den Konkurrenzdruck deutlich.
Toyota hingegen verteilt seine Märkte global ausgewogener. In China erwirtschaftet der Konzern weniger als 20 Prozent seines Umsatzes, Nordamerika ist mit rund 25 Prozent sogar noch bedeutender. Selbst in Europa ist Toyota auf dem Vormarsch.
Die Strategie zahlt sich aus: Während VW in China Federn lässt, bleibt Toyota stabil und wächst dort, wo andere schwächeln.
3. Starke Lieferketten, schwacher Wettbewerb
Wer während der Pandemie ein Auto kaufen wollte, kennt das Problem: Der Chipmangel hat viele Hersteller ausgebremst. Toyota konnte jedoch weiter produzieren.
Der Grund? Enge und langfristige Partnerschaften mit Zulieferern. Schon lange vor der Chipkrise hatte Toyota seine Lieferketten so optimiert, dass Engpässe weniger schwerwiegende Folgen hatten. Die Japaner setzten schon immer auf Zusammenarbeit statt auf reines Kostenpressen – eine Haltung, die in Krisenzeiten den Unterschied macht.
VW hingegen musste in den letzten Jahren immer wieder Produktionsstopps verkraften, weil wichtige Teile nicht geliefert werden konnten. Toyotas enge Bindung zu den Zulieferern und der Wille zur Zusammenarbeit zahlen sich nun aus.
4. Hybride statt vollelektrisch – der smarte Zwischenschritt
VW hat früh auf das Elektroauto gesetzt und Milliarden investiert. Doch die reine Fokussierung auf E-Autos könnte sich als Fehler erweisen. Toyota hingegen verfolgt mit dem "Multipathway"-Ansatz eine flexiblere Strategie: Der japanische Autobauer hat die Weltmarktführerschaft bei Hybridautos übernommen.
Diese Modelle sind für viele Käufer eine Übergangslösung, während die Infrastruktur für E-Autos in vielen Ländern noch nicht ausgebaut ist.
Obwohl Toyota bei reinen E-Autos noch zurückliegt, profitiert der Konzern von der steigenden Nachfrage nach Hybriden. VW hingegen kämpft mit Überkapazitäten im Elektrobereich – besonders auf dem umkämpften chinesischen Markt.
Der Vorsprung der Japaner
Toyotas Erfolg basiert auf Effizienz, einer breiten globalen Aufstellung und einer flexiblen Strategie, die keine Wette auf nur eine Technologie eingeht.
Während VW weiter mit einer starren Kostenstruktur und der Abhängigkeit von China kämpft, fährt Toyota mit einer ausbalancierten, risikoarmen Strategie voraus. Es ist dieser kluge Mix, der den Japanern einen klaren Vorsprung verschafft – und VW zwingt, seine eigene Ausrichtung grundlegend zu überdenken.
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