02. Oktober, 2024

Politik

Tory-Partei vor Rechtsruck: Kandidaten kämpfen um Parteivorsitz

Tory-Partei vor Rechtsruck: Kandidaten kämpfen um Parteivorsitz

Die britischen Konservativen stehen nach dem desaströsen Wahlergebnis im Juli vor einem weiteren Rechtsruck. In den letzten Tagen drehte sich auf der Parteikonferenz in Birmingham alles um die Suche nach einem neuen Tory-Vorsitzenden. Vier Bewerber, darunter eine Frau und drei Männer, traten mit Reden und Auftritten ins Rampenlicht, um den scheidenden Parteichef und früheren Premierminister Rishi Sunak zu ersetzen.

Die interne Entscheidung, das Bewerberfeld auf zwei Finalisten zu reduzieren, soll in der kommenden Woche getroffen werden. Im Anschluss wird die stark rechtsgerichtete Parteibasis bis zum 2. November den neuen Vorsitzenden oder die neue Vorsitzende bestimmen.

Als sicherer Kandidat für das Rennen unter den letzten beiden gilt Robert Jenrick, der seinen Schwerpunkt auf das Thema Migration legt und Großbritannien aus der Europäischen Menschenrechtskonvention herausführen möchte. Ihm werden gute Chancen zugeschrieben, da er als Favorit der Parteibasis gilt. Auch Kemi Badenoch, eine weitere prominente Vertreterin des rechten Parteiflügels, steht hoch im Kurs. Moderate Parteimitglieder warnen jedoch vor einer zu starken Hinwendung zu rechtspopulistischen Positionen.

Jenrick und Badenoch stießen während der viertägigen Konferenz mit umstrittenen Aussagen auf Kritik. Jenrick behauptete, britische Elitesoldaten seien durch die Europäische Menschenrechtskonvention gezwungen, Terroristen zu töten statt gefangenzunehmen, konnte dafür aber keine Beweise liefern. Badenochs Äußerung zum Mutterschaftsgeld, das sie wegen angeblich hoher Unternehmensbelastungen nicht erhöhen möchte, sorgte ebenfalls für Unmut.

Dagegen vermied der als pragmatisch geltende Ex-Außenminister James Cleverly solche Kontroversen und präsentierte sich als nahbarer Kandidat mit umfassender Regierungserfahrung. Seine humorvolle Abschlussrede erhielt den größten Beifall des Publikums, was ihm laut britischen Medien zu einem Punktsieg gereicht haben könnte. Ebenso im Rennen, aber als Außenseiter betrachtet, ist Tom Tugendhat. Er möchte die Partei zurück in die politische Mitte führen und setzt auf seriöse Auftritte, doch bleibt fraglich, ob er seine Chancen entscheidend verbessern konnte.