TikTok steht vor einer entscheidenden Bewährungsprobe in den Vereinigten Staaten, nachdem die beliebte Video-Sharing-App in weniger als sieben Jahren über 170 Millionen Nutzer im Land gewonnen hat. Vor Donald Trumps Amtsantritt als Präsident am 20. Januar, droht der USA nun, der nächste Markt zu werden, der die chinesische Plattform vollständig verbannt.
Die Muttergesellschaft von TikTok, ByteDance, sucht verzweifelt nach Wegen, das drohende Verbot abzuwenden. Eine Möglichkeit wäre eine Intervention des US Supreme Court, um die Entscheidung zu revidieren. Alternativ könnte Trump nach seinem Amtsantritt dazu bewegt werden, das Urteil zurückzunehmen. Eine weitere, wenngleich zunehmend unwahrscheinliche Option wäre der Verkauf von TikTok an einen US-amerikanischen Eigentümer.
Sollte keine dieser Maßnahmen Erfolg haben, wäre die USA nicht der erste bedeutende Markt, der TikTok den Zugang verwehrt. Bereits 2020 wurde die App in Indien vollständig verboten, was rund 200 Millionen Nutzer betraf. Damals berief sich die indische Regierung auf Datenschutzbedenken und eine potenzielle Bedrohung der Souveränität durch angebliche Verbindungen zwischen ByteDance und der chinesischen Regierung.
Auch in anderen Regionen, wie der Europäischen Union, sind teilweise Verbote aktiv, die die Nutzung von TikTok durch Regierungsbeamte und Militärangehörige einschränken. In den USA selbst gibt es bereits diverse Bundes- und Staatsverbote aus Gründen der nationalen Sicherheit. Dennoch bleibt die Anwendung äußerst populär, mit beeindruckenden 52 Millionen Downloads im vergangenen Jahr in den USA und 733 Millionen weltweit.
TikTok konnte seine globale Nutzerschaft auf über 2 Milliarden steigern, obwohl mehr als 3 Milliarden Menschen von einem Download ausgeschlossen sind. Eine Umfrage des Pew Research Center zeigte, dass TikTok 2023 die am schnellsten wachsende Plattform in den USA war, insbesondere mit wachsendem Interesse über die jungen Zielgruppen hinaus. US-Erwachsene nutzen die App vermehrt als Nachrichtenquelle, wobei etwa ein Drittel der 18- bis 29-Jährigen regelmäßig Nachrichteninhalte darüber konsumiert.
Trotz des Wachstums sehen sich die Betreiber Vorwürfen des FBI gegenüber, dass chinesische Staatsbindungen zu ByteDance die Plattform zur Verbreitung schädlicher Propaganda missbrauchen könnten. Diese Bedenken zur nationalen Sicherheit stehen im Spannungsfeld mit Vorwürfen über Zensur. Die Electronic Frontier Foundation spricht von einem „Keim echter Sicherheitsbedenken, umhüllt von einer dicken Schicht Zensur".