30. Oktober, 2024

Wirtschaft

Tiefschlag für Bayer: Aktienkurs stürzt nach Hiobsbotschaften ab

Tiefschlag für Bayer: Aktienkurs stürzt nach Hiobsbotschaften ab

Bayer musste am Montag gleich zwei schlechte Nachrichten verkraften, die den Aktienkurs des Agrarchemie- und Pharmakonzerns stark fallen ließen. Zum einen wurde ein weiterer Tiefschlag im Glyphosatstreit in den USA bekanntgegeben. Doch noch schockierender ist der Analysten zufolge der Abbruch der klinischen Studie mit dem Pharma-Hoffnungsträger Asundexian.

Die Aktien von Bayer brachen am Vormittag auf den tiefsten Stand seit 2006 ein und sackten bis auf 32,60 Euro ab. Mit einem Verlust von 18 Prozent auf rund 34 Euro schlossen sie den Handel ab und vernichteten dabei 7,3 Milliarden Euro an Börsenwert. Zudem ist Bayer nach Siemens Energy derzeit der schwächste Wert im Dax, mit einem Minus von fast 30 Prozent im Jahr 2023. Der Dax selbst legte bislang um etwas mehr als 14 Prozent zu.

Die Zeiten, in denen Bayer mit einem Börsenwert von knapp 120 Milliarden Euro der wertvollste Dax-Konzern war, sind längst vorbei. Dies war im April 2015 der Fall, bevor Bayer 2018 Monsanto erwarb. Aktuell beläuft sich die Marktkapitalisierung von Bayer nur noch auf etwas mehr als 33 Milliarden Euro, womit der Konzern im Mittelfeld gelistet ist.

Am Wochenende wurde bekannt, dass Bayer in einem seiner noch offenen Glyphosat-Prozesse von einem US-Geschworenengericht zur Zahlung von über 1,5 Milliarden US-Dollar verurteilt wurde. In der Nacht zum Montag gab Bayer dann den vorzeitigen Abbruch der Phase-III-Studie mit Asundexian bekannt. Das Medikament galt als Hoffnungsträger für eine Nachfolge von Xarelto. In der Studie wurde Asundexian im Vergleich zum Konkurrenzprodukt Apixaban von Pfizer und BMS bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko untersucht und dabei eine unterlegene Wirksamkeit festgestellt.

"Der Konzern befindet sich damit in einer äußerst misslichen Lage", resümiert Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. "Einerseits brechen potenzielle Einnahmequellen weg, andererseits gibt es neue potenzielle Kosten." Molnar geht davon aus, dass diese Kombination den Aktienkurs auch in den kommenden Wochen belasten wird.

Für Bayer bedeuten beide Ereignisse eine finanzielle Belastung und einen weiteren Vertrauensverlust, urteilt Peter Spengler, Analyst bei der DZ Bank. Allerdings erwartet er, dass die Schadenssumme im Glyphosat-Streit noch drastisch reduziert wird, wie es bereits in der Vergangenheit der Fall war. Zum Teil wurden die Summen um mehr als 90 Prozent verringert. Den Schaden durch Asundexian schätzt Spengler auf etwa ein bis zwei Euro pro Aktie.

Die Ankündigung zum Abbruch der Studie sei eine absolute Überraschung gewesen, schreibt Emily Field, Analystin bei Barclays. Die Hoffnung auf einen Erfolg von Asundexian sei der Grund gewesen, warum sie Bayer im April 2022 hochgestuft habe. Da sich diese Hoffnung nun zerschlagen habe, sieht sie erhebliche Herausforderungen für das Pharmageschäft des Leverkusener Unternehmens. Sie stuft die Aktie auf "Equal Weight" zurück und senkt das Kursziel von 65 auf 40 Euro. Field argumentiert, dass eine tiefere Bewertung jetzt angemessen sei und verweist auf Unsicherheiten nach dem Patentablauf von Xarelto und Eylea.

Auch andere Experten äußern sich ähnlich. Richard Vosser, Analyst bei der US-Bank JPMorgan, spricht von einem schweren Schlag, da Asundexian die Umsatzeinbußen bei Xarelto und Eylea eigentlich hätte ausgleichen sollen. Jefferies-Analyst Charlie Bentley schreibt, dass die Herausforderungen für den neuen CEO Bill Anderson dadurch noch größer werden. Die Pipeline sei schwach und erfordere Investitionen, während Bayer gleichzeitig mit hoher Verschuldung und weiteren Rechtsstreitigkeiten rund um Glyphosat belastet sei.