Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp hat das vergangene Geschäftsjahr mit einem beträchtlichen Verlust abgeschlossen, obwohl die Zahlen besser ausfielen als erwartet. Der Fehlbetrag belief sich auf 1,4 Milliarden Euro, nachdem das Unternehmen im Vorjahr noch einen Verlust von 2 Milliarden Euro hinnehmen musste. Hauptsächlich verantwortlich für die roten Zahlen waren Abschreibungen auf das Stahlgeschäft, das weiterhin schwächelt, sowie im Stahlhandel und im Automotive-Sektor. Zusätzlich belasteten Restrukturierungskosten das Ergebnis.
Der Umsatz ging angesichts sinkender Nachfrage und rückläufiger Stahlpreise um sieben Prozent auf 35 Milliarden Euro zurück. Der Auftragseingang verringerte sich um elf Prozent auf 32,8 Milliarden Euro. Während die Sparte Marine Systems Zuwächse verzeichnen konnte, litt vor allem das Stahl- und Handelsgeschäft. Das bereinigte Ebit sank um fast 20 Prozent auf 567 Millionen Euro, erreichte damit jedoch die bereits gesenkte Prognose für das Jahr.
Trotz der Herausforderungen konnte der Konzern im operativen Geschäft glänzen. Der Umsatz im Schlussquartal hielt mit 8,8 Milliarden Euro das Niveau des Vorjahres, während das bereinigte Ebit um erstaunliche 72 Prozent auf 151 Millionen Euro zulegte. Besonders erfreulich entwickelte sich der freie Mittelzufluss, der rund eine Milliarde Euro erreichte, wodurch der operative Abschluss versöhnlich wirkte. Ziel des kommenden Geschäftsjahres ist die Rückkehr zu schwarzen Zahlen mit einem anvisierten Gewinn zwischen 100 und 500 Millionen Euro.
Konzernchef Miguel López sieht das laufende Geschäftsjahr als entscheidend für die strategische Neuausrichtung, insbesondere für die Bereiche Steel Europe und Marine Systems. Nach dem Rückzug des Finanzinvestors Carlyle wird ein Spin-off der Marinesparte bevorzugt, wobei Verhandlungen mit der Bundesregierung über eine staatliche Beteiligung im Gange sind. Das umkämpfte Stahlgeschäft soll durch einen neuen Geschäftsplan stabilisiert werden, für dessen Umsetzung der neue Bereichs-Chef Dennis Grimm einschneidende Maßnahmen plant. Zudem hat Thyssenkrupp einen signifikanten Anteil des schwankungsanfälligen Geschäfts an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky verkauft, um ein gleichberechtigtes Gemeinschaftsunternehmen zu schaffen.