Deutschlands größter U-Boot-Bauer, Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), befindet sich in einer entscheidenden Phase. Seit zwei Jahren steht das Unternehmen zum Verkauf, und nun verdichten sich die Pläne.
Ein US-Investmentfonds und die Bundesregierung könnten bald die neuen Anteilseigner sein, ein Schritt, der das Potenzial hat, die Marinewerft-Landschaft Deutschlands nachhaltig zu verändern.
Ein Blick auf die Beteiligten und ihre Pläne
TKMS, bekannt für seine hochmodernen U-Boote und Marineschiffe, hat eine beeindruckende Fertigungstiefe und technologische Kapazität.

Das Unternehmen, das von Kiel und Wismar aus operiert, hat erst kürzlich das U-Boot „Inimitable“ mit einem innovativen Brennstoffzellen-Antrieb für die singapurische Marine fertiggestellt.
Diese Bestellung ist Teil eines umfangreichen Auftragspakets, das TKMS einen Bestellbestand von nahezu 13 Milliarden Euro sichert.
Die Notwendigkeit einer neuen Unternehmensstruktur
Trotz dieser Stärke steht TKMS vor finanziellen Herausforderungen. Die Muttergesellschaft Thyssenkrupp hat angekündigt, dass sie die erforderlichen Investitionen zur Expansion der Werftkapazitäten nicht tragen kann oder will.

Dies hat zur Entscheidung geführt, einen Käufer für das Unternehmen zu suchen, um die Zukunftsfähigkeit der Werft zu sichern und ihre Kapazitäten zu erweitern.
Die Rolle des Carlyle-Fonds und der Bundesregierung
Die Carlyle Group, ein großer Private-Equity-Fonds aus Washington, steht kurz davor, etwa 50 Prozent der Anteile an TKMS zu erwerben. Gleichzeitig ist eine Beteiligung des deutschen Staates geplant, der über eine Sperrminorität von 25,1 Prozent verfügen könnte.
Diese Konstellation soll es ermöglichen, strategische Entscheidungen zum Schutz nationaler Interessen zu treffen und gleichzeitig die notwendige finanzielle und operative Flexibilität zu gewährleisten.

Zukunftspläne und Integration
Die strategische Vision für TKMS sieht vor, dass das Unternehmen Teil eines konsolidierten deutschen Marinewerft-Unternehmens wird. Dies könnte später zu Kooperationen mit französischen oder italienischen Werften führen, um die globalen Marktchancen effektiver zu nutzen.
„Wir beginnen gerade Verhandlungen mit Carlyle darüber, wie die Sicherung der Standorte und der Beschäftigung in die Verträge aufgenommen werden können“, sagt Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
Diese Pläne sind eingebettet in die von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene „Zeitenwende“, die eine erhebliche Aufstockung der Verteidigungsausgaben und eine Stärkung der nationalen Verteidigungsindustrie vorsieht.
Die kritische Rolle der Gewerkschaften und die Bedeutung von Arbeitsplatzsicherheit
In den Gesprächen zwischen Carlyle und der IG Metall Küste stehen die Sicherung der Arbeitsplätze und der Werftstandorte im Mittelpunkt. Die Gewerkschaft setzt sich dafür ein, dass diese Aspekte fest in den Vertragsbedingungen verankert werden. Das Ziel ist eine zukunftssichere Gestaltung der Arbeitsplätze bei TKMS, die auch nach möglichen Eigentümerwechseln Bestand haben.
Die Bedeutung für die lokale Wirtschaft und Industrie
Die Entscheidung über die Zukunft von TKMS wird weitreichende Folgen für die lokale Wirtschaft in Kiel und Wismar sowie für die gesamte deutsche Marineindustrie haben. Eine erfolgreiche Integration und Expansion von TKMS könnten nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Marinewerftsektor stärken, sondern auch als Katalysator für Innovation und technologische Entwicklung dienen.
In den nächsten Wochen wird der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp eine entscheidende Weichenstellung vornehmen.