08. September, 2024

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Thyssenkrupp korrigiert Prognose nach unten – Aktie auf Talfahrt

Thyssenkrupp korrigiert Prognose nach unten – Aktie auf Talfahrt

Thyssenkrupp hat seine Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr erneut gesenkt. Grund dafür ist das weiterhin schwierige Marktumfeld, welches zu einem signifikanten Rückgang beim Umsatz führt, so das Unternehmen am Donnerstagabend nach Börsenschluss. Eine kurzfristige Erholung des Marktes scheint aktuell nicht in Sicht zu sein. Zwar wirken die eingeleiteten Effizienzsteigerungen gegen die negativen Marktentwicklungen, sie können diese jedoch nicht vollständig ausgleichen.

Bereits Mitte Mai hatte Thyssenkrupp aufgrund von Mengenrückgängen und niedrigeren Preisen im Stahl- und Werkstoffhandel seine Prognosen gesenkt. Die im MDax notierte Aktie verlor am Freitag zum Handelsbeginn über acht Prozent und fiel auf 3,54 Euro, was nahe an das Rekordtief von März 2020 bei 3,28 Euro heranrückt. Insgesamt hat das Papier im laufenden Jahr mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Langfristig betrachtet, war die Bilanz für die Aktionäre noch düsterer, da sie über Jahre hinweg Verluste erlitten.

Händler beklagten, dass der Konzern weiterhin nicht fähig sei, einen positiven freien Mittelzufluss zu generieren, und bezeichneten die Entwicklungen als anhaltend enttäuschend. Tom Zhang, Experte von Barclays, äußerte sich dahingehend, dass Thyssenkrupp auch im nächsten Jahr mit einem Mittelabfluss rechnen müsse. Das gesenkte operative Ergebnisziel käme hingegen nicht überraschend, denn der Konsens habe bereits tiefere Erwartungen gehabt.

Im Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende September) rechnet Thyssenkrupp nun mit einem Umsatzrückgang von sechs bis acht Prozent. Bisher war ein Erlös unter dem Vorjahreswert erwartet worden. Beim um Sonderposten bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird ein Wert oberhalb von 500 Millionen Euro angepeilt, zuvor war die Erwartung noch im hohen dreistelligen Millionenbereich.

Beim freien Mittelzufluss ohne Berücksichtigung von Fusionen und Übernahmen (FCF ohne M&A) rechnet Thyssenkrupp jetzt mit einem negativen Wert von minus 100 Millionen Euro. Damit revidiert der Konzern seine frühere Prognose eines positiven Werts im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Im dritten Geschäftsquartal lag der Umsatz vorläufigen Angaben zufolge bei rund 9 Milliarden Euro, was etwa sechs Prozent unter dem Vorjahreswert liegt. Experten hatten hingegen etwa 300 Millionen Euro mehr erwartet. Das bereinigte operative Ergebnis sank um mehr als ein Drittel auf 150 Millionen Euro. Der Zahlungsmittelabfluss betrug minus 250 Millionen Euro, nach einem positiven Wert von plus 347 Millionen Euro im Vorjahr.

Thyssenkrupp befindet sich aktuell in einem umfassenden Umbau, wobei insbesondere für die volatile Stahlsparte eine Lösung gesucht wird. Hier belasten geringe Nachfrage, hohe Energiekosten und Billigimporte aus Asien. Zudem erfordert die Umstellung auf „grünen Stahl“ erhebliche finanzielle Mittel. Ein deutlicher Kapazitätsabbau in der Stahlproduktion in Duisburg ist geplant, was zu einem Stellenabbau führen könnte. Details sollen im August bekannt gegeben werden. Eine strategische Partnerschaft mit der EPCG-Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky, die 20 Prozent und später 50 Prozent der Stahlsparte übernehmen könnte, soll vor allem auf Energielieferungen abzielen. Diese Umstrukturierung führt seit längerem zu Streit mit der Gewerkschaft IG Metall.