Themen wie Cyber Security, E-Mobilität, Clean Energy, Robotics oder KI sind heutzutage allgegenwärtig und lassen Anleger darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, diese Trends auch in ihr Wertpapierdepot aufzunehmen. Die ETF- und Fondsanbieter bieten eine Vielzahl entsprechender Produkte an. Doch wie sieht es mit den Vor- und Nachteilen von Themen-ETFs und -Fonds aus? Der Fondsanalyst Ali Masarwah hat eine Checkliste erstellt, die diese Frage in fünf Punkten zusammenfasst.
1. Prozyklität: Ein entscheidender Aspekt ist die Prozyklität, also die Frage, ob ein Trend bereits zu einem Zeitpunkt erkannt wird, an dem die entsprechenden Investments bereits hoch bewertet sind. Beispielhaft betrachtet Masarwah den Bereich Cybersecurity. Während Cyberkriminalität allgemein als Bedrohung wahrgenommen wird, gilt dies nicht für alle Themen gleichermaßen. Investieren Anleger beispielsweise in einen Cybersecurity-ETF, könnten die Aktien bereits überbewertet sein, wenn der ETF auf den Markt kommt. Somit erhöht sich das Anlagerisiko.
2. Konzentration: Die Prozyklität kann zu einem Konzentrationsrisiko führen, da Themen-ETFs oft schon am Ende ihres Zyklus angekommen sein können oder in Unternehmen investieren, die noch nicht ausreichend gereift sind. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem Totalverlust führen. Anleger müssen sich daher bewusst machen, ob das Thema wirtschaftlich relevant ist und somit eine sinnvolle Investition darstellt. Masarwah gibt Beispiele wie Clean Energy-ETFs, E-Commerce-Fonds zur Jahrtausendwende und Krypto-Aktien-ETFs, die seiner Meinung nach eher spekulative Investments darstellen.
3. Diversifikation: Um das hohe Risiko von Themen-Investments zu mindern, streben viele ETF- und Fondsanbieter eine Diversifikation über verschiedene Sektoren oder Unterthemen an. So finden sich in manchen Clean Energy-Fonds und ETFs beispielsweise Unternehmen wie RWE oder Iberdrola, die sowohl im Bereich Wind- und Solar-Energie tätig sind, aber auch andere Geschäftsfelder wie Atom- oder Gasenergie betreiben. Themen-ETFs bieten somit Zugang zu Unternehmen, die in herkömmlichen ETFs kaum vertreten sind und ermöglichen Investoren den Zugang zu Nebenwerten, die ansonsten in Portfolios unterrepräsentiert sind.
4. Kosten: Themen-ETFs können deutlich höhere Kosten aufweisen als herkömmliche ETFs, obwohl die allgemeine Wahrnehmung von ETFs als kostengünstig gilt. Hier spielt das Prinzip von Angebot und Nachfrage eine Rolle. Wenn die Nachfrage hoch und das Angebot knapp ist, haben die Anbieter die Möglichkeit, höhere Preise zu verlangen. Allerdings führt der Wettbewerb oft zu günstigeren Alternativen, da Anbieter mit niedrigeren Gebühren auf den Markt kommen, um Investoren vom First Mover loszueisen.
5. Timing: Das Timing ist sowohl die größte Gefahr als auch die größte Chance von Themen-ETFs und Fonds. Investoren können ihre Renditechancen zunichte machen, indem sie zur falschen Zeit ein- oder aussteigen. Geht der Kurs stark zurück, kann es Jahrzehnte dauern, bis die Anleger ihre Einstandskurse wieder erreichen. Umgekehrt können wirtschaftlich nachhaltige Themen immense Chancen bieten, wenn sie sich im zyklischen Aufschwung befinden. Anleger müssen verstehen, an welchem Punkt sich das Thema auf der Zykluskurve befindet und sollten ihre Anlageentscheidungen rational treffen, ohne von Gier oder Furcht leiten zu lassen.
Abschließend empfiehlt Masarwah, Themen-ETFs allenfalls als Beimischung im Portfolio zu betrachten. Einzelthemen sollten insgesamt weniger als 10 Prozent des Portfolios ausmachen und die Summe der Themen sollte 20 Prozent des Depotwerts nicht überschreiten. Zudem sollten Investitionen langfristig angelegt werden, da die Risiken oft relevanter werden und die Chancen zunächst latent bleiben.