26. Dezember, 2024

Wirtschaft

Thames Water warnt vor veralteter Infrastruktur – drohender Kollaps sorgt für Aufsehen

Thames Water warnt vor veralteter Infrastruktur – drohender Kollaps sorgt für Aufsehen

Thames Water, Großbritanniens größter Wasserversorger, hat in einem aktuellen Bericht alarmierende Hinweise auf die mangelnde Sicherheit und Zuverlässigkeit seiner Infrastruktur gegeben. Das Unternehmen, das London und die umliegenden Gebiete mit Wasser- und Abwasserdiensten versorgt, legt darin offen, dass Vermögenswerte im Wert von rund 19 Milliarden Pfund in einem schlechten oder unbrauchbaren Zustand seien und daher ihre Funktion nicht mehr zuverlässig erfüllen könnten.

Die Probleme reichen von maroden Abwasser- und Wasserleitungen über veraltete Überwachungstechnologien bis hin zu einem Mangel an Reservoirs. Besonders beunruhigend ist das Risiko einer „schnellen Überflutung“ in 37.545 Kellergeschossen in London, die sich in unmittelbarer Nähe zu den Hauptwasserleitungen befinden und zunehmend häufiger brechen.

Zusätzliche Gefahren drohen durch Cryptosporidium-Oozysten, ein Parasitenbefall im Trinkwasser, der zu Durchfallerkrankungen führen kann. Seit 2018 wurden 43 Vorfälle registriert, was die britische Trinkwasseraufsicht dazu veranlasst hat, Bedenken zu äußern. Thames Water hat daher ein umfangreiches Sanierungs- und Investitionsprogramm vorgelegt, das Teil des Geschäftsplans für den nächsten fünfjährigen Regulierungszyklus ist, der bei der Aufsichtsbehörde Ofwat eingereicht wurde.

Mit dem Plan will das Unternehmen unter anderem die Haushaltsrechnungen um 59 Prozent erhöhen. Ofwat wird am 11. Juli eine vorläufige Entscheidung über den Geschäftsplan treffen, wenige Tage nach den Parlamentswahlen im Vereinigten Königreich. Politiker aller Parteien kritisieren derzeit die Wasserunternehmen scharf, insbesondere aufgrund von Umweltverschmutzungen und Zwischenfällen. Thames Water steht dabei besonders im Fokus, da es sich mit einer Schuldenlast von 18 Milliarden Pfund konfrontiert sieht. Die Labour-Partei, die als Favorit bei den Wahlen gilt, lehnt eine Verstaatlichung des Unternehmens ab, fordert jedoch strengere Regulierungen.

Der Plan von Thames Water sieht vor, die jährlichen Haushaltsgebühren von derzeit rund 471 Pfund auf bis zu 749 Pfund in den Jahren 2029-30 zu erhöhen, wobei eine Inflation von zwei Prozent berücksichtigt wird. Das Unternehmen hofft, dass diese Maßnahme und ein neues „Erholungsregime“, das unter anderem Strafzahlungen begrenzt, es ermöglichen, später in diesem Jahr Schulden und Eigenkapital aufzunehmen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und Verbesserungen durchzuführen.

Das Unternehmen hat angegeben, dass es bis Mai 2025 über genügend Finanzmittel verfügt. Ihr größter Investor, der kanadische Pensionsfonds Omers, hat seinen Anteil bereits auf null abgeschrieben, und die Aktionäre erklärten, dass das derzeitige Regulierungsregime Thames Water „nicht investierbar“ mache. Da ein Großteil der Infrastruktur bereits vor der Privatisierung vor 34 Jahren installiert wurde, verschlingen die notwendigen teuren Reparaturen zunehmend den Etat, was die Mittel für Verbesserungen aufzehrt. Laut Bericht benötigt Thames Water 19 Milliarden Pfund für Investitionen in den nächsten fünf Jahren bis 2030, um das Kapitalausgabenbudget von derzeit 6 Milliarden Pfund auf 12 Milliarden Pfund zu verdoppeln, davon 1,9 Milliarden Pfund für die Aufrüstung bestehender Anlagen.

Das Unternehmen ist bestrebt, den „Teufelskreis der überlasteten Vermögenswerte“ zu durchbrechen, führt aber an, dass Ofwat in der Vergangenheit das Ausmaß der notwendigen Kapitalerhaltung und die betrieblichen Risiken unterschätzt habe. Ofwat äußerte sich nicht zu dem Bericht.

Der Bericht besagt, dass Thames Water derzeit 0,2 Prozent der Abwasserkanäle jährlich ersetzt, was bedeutet, dass die Erneuerung 500 Jahre dauern würde. Bei den Wasserleitungen liegt die Erneuerungsrate bei 0,6 Prozent, was 167 Jahre in Anspruch nehmen würde. Thames Water betonte in einer Erklärung, dass bereits Verbesserungen an den größten Wasseraufbereitungsanlagen in London begonnen hätten und seit 2010 mehr als 99,95 Prozent der Tests den britischen Normen entsprochen hätten. Die Zahl der Havarien bei den Hauptwasserleitungen, die Abwasser zu den Kläranlagen pumpen, stieg in den letzten sieben Jahren um 70 Prozent an, was zum Teil daran liegt, dass die Infrastruktur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Ende ihrer erwarteten Lebensdauer erreicht habe.