Thames Water, der größte privatisierte Wasserversorger Großbritanniens, steht momentan stark unter Druck. Die jüngsten Ereignisse haben das Unternehmen ins Wanken gebracht, nachdem Moody's die Kreditwürdigkeit des Unternehmens auf "Ramsch" herabgestuft hat. Thames Water benötigt zwei Kreditratings mit Investmentqualität, um den Lizenzbedingungen zu entsprechen. Der Fall wurde durch S&P weiter verschärft, die ebenfalls die Bewertung auf Ramsch herabsetzten. Nach Ansicht von Tim Short, einem ehemaligen Banker, der auf Finanzierung von Infrastrukturprojekten spezialisiert war, war es bisher undenkbar, dass ein reguliertes Unternehmen wie Thames Water in eine solche Lage geraten könnte. Es scheint jedoch unausweichlich, dass eine Umstrukturierung notwendig wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass Thames Water einer vorübergehenden Verstaatlichung entgeht, nimmt täglich ab. Die Regulierungsbehörde Ofwat steht nun unter Druck, schnell zu handeln, um ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren. Es wird erwartet, dass sie spezielle Maßnahmen im Rahmen eines neuen "Turnaround Oversight Regime" einführt, um das Unternehmen wieder auf die Spur zu bringen. Hierbei soll ein Treuhänder ernannt werden, der prüft, ob das Management die richtigen Schritte einleitet und sicherstellt, dass essenzielle Projekte nicht dem Sparzwang zum Opfer fallen. Allerdings besitzt ein Treuhänder mit beschränkten Befugnissen nur begrenzte Möglichkeiten, kurzfristig signifikante Änderungen zu bewirken. Thames Water steht vor massiven Schulden in Höhe von 16,5 Mrd. £ und hat Liquidität nur bis Mai. Die Zukunft von Thames Water hängt von der Fähigkeit ab, neues Eigenkapital zu beschaffen, was sich jedoch als äußerst schwierig gestaltet, wenn nicht gar aussichtslos. Das Unternehmen benötigt bis April 750 Mio. £ und bis Ende 2030 insgesamt 2,5 Mrd. £. Bisherige Anteilseigner haben es vorgezogen, erhebliche Abschreibungen hinzunehmen, anstatt weiteres Geld zu investieren. Der jüngste Entwurf einer regulatorischen Vereinbarung sieht eine Eigenkapitalrendite von 4,8 Prozent vor, während Thames Water glaubt, dass eine Rendite näher bei 5,7 Prozent notwendig ist, um neue Investitionen anzuziehen. Die große Hoffnung der Regulierungsbehörde ist, dass Thames Water es schafft, seine Schulden umzustrukturieren, was für neue Investoren eine attraktivere Ausgangssituation schaffen würde. Dieser Prozess dürfte jedoch komplizierte Verhandlungen mit Kreditoren mit sich bringen und könnte letztlich effizienter durch einen von der Regierung eingesetzten Sonderverwalter durchgeführt werden.