13. Dezember, 2024

Wirtschaft

Thames Water: Die Debatte um Renationalisierung nimmt Fahrt auf

Thames Water: Die Debatte um Renationalisierung nimmt Fahrt auf

Der stellvertretende Vorsitzende von Reform UK, Richard Tice, hat in einem Gespräch mit der Financial Times die Renationalisierung von Thames Water gefordert. Diese Äußerung unterstreicht die wachsende populistische Kritik an der Privatisierung des Wassersektors in Großbritannien. Laut Tice ist die derzeitige finanzielle Lage des Unternehmens "völlig untragbar", da Investoren aus der City den Verbrauchern durch hohe Zinsen und Gebühren schaden würden.

Thames Water, das 16 Millionen Haushalte mit Wasser- und Abwasserdiensten versorgt, kämpft mit Schulden in Höhe von 19 Milliarden Pfund und könnte im kommenden Jahr zahlungsunfähig werden. Um dies zu verhindern, benötigt das Unternehmen einen Kredit von drei Milliarden Pfund, dessen Genehmigung vor Gericht aussteht. Die Zinsen und Gebühren dafür liegen deutlich höher als der offiziell angegebene Zinssatz von 9,75 Prozent.

Reform UK spiegelt mit dieser Forderung eine globale Tendenz wider, bei der populistische Parteien die als ausbeuterisch empfundenen Praktiken des globalen Kapitalismus kritisieren. In Ländern wie Ungarn hat die Regierung bereits Privatisierungen im Wassersektor rückgängig gemacht. Ähnliche Tendenzen zeigen sich in den USA, wo mehr Mitbestimmung für Arbeitnehmer gefordert wird.

Die britische Labour-Regierung zieht eine privatwirtschaftliche Lösung für die Krise bei Thames Water vor, weil sie befürchtet, dass eine staatliche Aufsicht zu Forderungen nach einer generellen Renationalisierung aller Wasserunternehmen führen könnte. Die Grünen und die Liberaldemokraten in Großbritannien sind der Ansicht, dass eine staatliche Verwaltung von Thames Water in Betracht gezogen werden sollte.

Richard Tice kritisierte das derzeitige Wassermarktmodell in Großbritannien als monopolistisch und forderte eine Abkehr von der privaten Verwaltung. Im Manifest von Reform UK wird die Rückführung von 50 Prozent aller Versorgungsunternehmen in öffentliches Eigentum propagiert, während der Rest von britischen Pensionsfonds übernommen werden soll.

Thames Water verteidigt sich und erklärt, weiterhin hohe Investitionen in die Verbesserung seines alternden Netzes zu tätigen. Man glaube an eine marktorientierte Lösung, die Kunden, Umwelt und Wirtschaft zugutekommen würde. Die Kreditoren von Thames Water enthielten sich eines Kommentars, während das Umweltministerium die Lage unter Beobachtung halte.