Kaum ein Unternehmen war in den letzten Jahren so sehr von der Person seines Gründers geprägt wie Tesla. Elon Musk, einst als visionärer Unternehmer gefeiert, gilt für viele als treibende Kraft hinter dem Erfolg des Unternehmens. Doch inzwischen scheint sich genau das ins Gegenteil zu verkehren.
Die Tesla-Aktie hat nach einer kurzen Rallye im Zuge von Donald Trumps Wahlsieg wieder massiv an Wert verloren. Gleichzeitig brechen die Verkaufszahlen ein – insbesondere in wichtigen Märkten wie Deutschland, Norwegen und Australien. Ist Tesla noch immer ein Zukunftsunternehmen oder längst ein Konzern, der von seinem eigenen Gründer ausgebremst wird?
Vom Börsenhoch zum Absturz
Nach der US-Wahl im November 2024 setzte Tesla zu einem beeindruckenden Höhenflug an. Der Aktienkurs verdoppelte sich beinahe und erreichte im Dezember ein Hoch von 483,99 Dollar. Viele Investoren spekulierten darauf, dass Musk von einer neuen Trump-Regierung profitieren würde – schließlich verbindet die beiden eine enge politische Beziehung. Doch die Euphorie hielt nicht lange an. Im März 2025 notierte die Aktie nur noch bei 262,67 Dollar – ein Absturz um fast 50 Prozent.
Fundamentale Probleme: Konkurrenz, Absatzkrise, veraltete Modelle
Die politische Nähe zu Trump mag einige Investoren verschreckt haben, doch die eigentlichen Probleme Teslas liegen tiefer. Während die westlichen Automobilhersteller ihre Elektro-Strategien verlangsamen, bauen chinesische Unternehmen wie BYD ihren Vorsprung weiter aus. BYD hat Tesla bereits als weltweiten Marktführer im Elektrosegment überholt – und setzt das Unternehmen mit innovativen, günstigeren Modellen massiv unter Druck.
Hinzu kommt, dass Tesla in vielen Ländern Marktanteile verliert. In Deutschland sind die Verkäufe im vergangenen Monat um 76 Prozent eingebrochen, in Australien um 72 Prozent. In anderen europäischen Märkten wie Frankreich und Norwegen sieht es kaum besser aus. Einer der Hauptgründe: Die Modellpalette von Tesla ist in die Jahre gekommen. Während die Konkurrenz regelmäßig neue Fahrzeuge vorstellt, setzt Musk weiterhin auf Facelifts bestehender Modelle. Experten kritisieren, dass dringend neue, grundlegend überarbeitete Fahrzeuge notwendig wären – doch große Innovationen lassen auf sich warten.
Musks politisches Engagement: Ein Eigentor für Tesla?
Noch vor wenigen Jahren galt Tesla als Symbol für klimafreundliche Mobilität. Die Marke war insbesondere bei liberalen Käufern beliebt. Doch Elon Musk hat diesen Vorteil systematisch verspielt. Seine öffentlichen Aussagen, sein zunehmend libertäres Weltbild und seine Unterstützung für umstrittene politische Strömungen haben viele einst loyale Kunden vergrault. In Deutschland warb er öffentlich für die AfD, in den USA wird er mit rechtsextremen Gruppen in Verbindung gebracht. In den sozialen Medien häufen sich Proteste gegen Tesla – unter Hashtags wie #teslatakedown oder #swasticars distanzieren sich selbst langjährige Kunden von der Marke.
Absatz- und Zukunftssorgen: Ist Tesla noch ein Wachstumsunternehmen?
Die Wall Street reagiert längst skeptisch. Analysten haben ihre Kursziele gesenkt, unter anderem, weil der Markt die langfristigen Wachstumschancen des Unternehmens zunehmend in Frage stellt. Die geplante autonome Robotaxi-Technologie steckt noch immer in der Entwicklung – und Konkurrenten wie Waymo von Alphabet haben technologisch längst aufgeholt.
Zudem könnte Tesla seine Dominanz im KI-Sektor verlieren. Das Unternehmen investiert Milliarden in die Entwicklung von KI-gestütztem autonomen Fahren – doch es bleibt unklar, wann diese Technologie marktreif sein wird. Branchenexperten schätzen, dass ein breiter kommerzieller Einsatz noch Jahre oder gar Jahrzehnte entfernt sein könnte.
Wird Musk selbst zum größten Tesla-Risiko?
Einst war Elon Musk das Gesicht des Erfolgs von Tesla. Heute könnte er zum größten Risikofaktor für das Unternehmen werden. Die zunehmende Politisierung seiner Person, der Verlust liberaler Stammkunden und die wachsende Konkurrenz auf dem E-Automarkt setzen Tesla massiv unter Druck.
Der Aktienkurs spiegelt diese Unsicherheit wider. Zwar bleibt Tesla mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 83 weiterhin hoch bewertet, doch das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber Dezember, als das Verhältnis noch bei 145 lag. Analysten warnen: Sollte das Unternehmen seine Innovationskraft nicht schnell wiederbeleben, könnte der Kurs noch weiter abrutschen.
Tesla steht an einem Wendepunkt. Die Verkäufe brechen ein, die Konkurrenz ist stärker denn je – und der politische Kurs von Elon Musk könnte dem Unternehmen langfristig schaden.