Zölle, die treffen – und einer, der lächelt
Am Mittwochabend kündigte Donald Trump an, was viele für Wahlkampfrhetorik hielten: 25 Prozent Einfuhrzoll auf alle ausländischen Pkw. Keine Ausnahmen mehr, keine Sonderbehandlungen für einzelne Märkte.
Der Ton: wirtschaftsnationalistisch.
Das Ziel: Jobs und Produktion in den USA halten.
Die unmittelbare Folge: Börsenbeben. Aktien von Ford, General Motors und Stellantis stürzen ab. Zulieferer geraten unter Druck. Analysten sprechen von bis zu 82 Milliarden Dollar Verlust für die Branche.
Und doch gibt es einen Akteur, der aus diesem Chaos Kapital schlägt: Tesla.
Heimvorteil made in Austin
Dass Tesla bei dieser Eskalation zu den Gewinnern zählt, liegt nicht an Diplomatie, sondern an Geografie. Der kalifornische E-Autobauer produziert seine US-Modelle ausschließlich im Inland – in Fremont (Kalifornien) und Austin (Texas). Importzölle? Kein Thema.
Während Konkurrenzmodelle von Ford, GM oder auch ausländischen Herstellern künftig 4.000 bis 5.000 Dollar teurer werden könnten, bleibt Tesla preisstabil.
Das schlägt sich sofort im Kurs nieder: Die Aktie legte am Donnerstag um vier Prozent zu – mitten in einem Marktumfeld, das für andere Hersteller katastrophal ausfiel.
Trumps Wirtschaftspolitik mit doppeltem Boden
Offiziell betont Trump, Elon Musk sei nicht in die Entscheidung eingebunden gewesen – aus Gründen der Unabhängigkeit. Doch dass der Präsident wenige Wochen zuvor auf einer Tesla-Veranstaltung am Weißen Haus öffentlich den Kauf eines Model S ankündigte, sendet ein anderes Signal: Nähe, nicht Distanz.
Musk selbst steht unter Druck – wegen seiner Rolle in der Regierung, seiner DOGE-Behörde, wegen politisch fragwürdiger Aussagen.
Die Zölle kommen ihm dennoch gelegen. In einem Moment, in dem Teslas Absatz in wichtigen Märkten wie Europa und China schwächelt, verschaffen ihm die neuen Regeln ein heimisches Verkaufsargument: „Buy American“ ist plötzlich kein Slogan mehr, sondern finanzielle Notwendigkeit.

Die Verlierer: Detroit, Seoul, Turin
Die US-Autoriesen trifft der Schritt empfindlich. Chevrolet- und Buick-Modelle, die in Südkorea gefertigt werden, Dodge-Fahrzeuge aus Italien – sie alle werden ab dem 3. April um ein Viertel teurer. Für die Hersteller bedeutet das: schrumpfende Margen, drohende Marktanteilsverluste und eine Neujustierung der Lieferketten.
Analysten von JP Morgan sprechen offen von einer „drakonischen Maßnahme“. Die Wirkung: Preiserhöhungen oder Produktionsverlagerung. Beides kostet – und beides trifft vor allem Hersteller, die international vernetzt sind. Tesla hingegen ist durch seinen US-Fokus gut positioniert.
Ob das ausreicht, um strukturelle Probleme wie sinkende Nachfrage, Qualitätsthemen oder wachsende Konkurrenz im E-Mobility-Bereich zu kaschieren, bleibt offen.
Handelskrieg 2.0?
Die internationalen Reaktionen auf die Zölle lassen nicht lange auf sich warten. Europa prüft Gegenmaßnahmen, Kanada und Mexiko fordern Klarstellungen zu bestehenden Handelsabkommen.
Die WTO dürfte bald auf den Plan treten. Trumps Politik wirkt wie ein Rückfall in merkantilistische Denkmuster – Exportüberschüsse, Protektionismus, strategische Industrien. Der Schaden für die Weltwirtschaft: schwer kalkulierbar.
Im Inneren aber macht die Maßnahme politische Punkte. Die Autoindustrie ist in den USA Symbolträger, Jobmotor, Identitätsanker. Wer sich hier als „Beschützer“ inszeniert, gewinnt. Und genau das tut Trump.
Das könnte Sie auch interessieren:
