Die Europäische Kommission hat ein förmliches Verfahren gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu eingeleitet, dabei steht der Verdacht im Raum, dass die Plattform gegen EU-Recht verstößt. Insbesondere wird geprüft, ob Temu ausreichend gegen den Verkauf illegaler Produkte vorgeht und ob die Plattform durch ihre Belohnungsprogramme das Risiko einer Suchtgefahr birgt. Eine detaillierte Untersuchung soll nun weitere Beweise durch Befragungen liefern.
Bereits im Vorfeld hatte Brüssel von Temu Maßnahmen verlangt, die das Wiederauftauchen von gesperrten Händlern verhindern sollten. Temu kündigte an, in Zusammenarbeit mit den Behörden seine Bemühungen zu intensivieren, wobei der Schutz von Verbraucherinteressen im Vordergrund stünde. Diese Entwicklungen reihen sich in die Maßnahmen der Kommission gegen andere große Plattformen wie X, Tiktok und AliExpress ein.
Der deutsche Handelsverband äußerte sich lobend über die Entscheidung der EU und betonte die Notwendigkeit, Regelverstöße zu sanktionieren, um ein faires Wettbewerbsumfeld für europäische Unternehmen zu gewährleisten. Auch Verbraucherschützer unterstützen das Vorgehen der Kommission und betonen die Gefahren, die von unsicheren Produkten auf Online-Marktplätzen ausgehen.
Obwohl Temu in Deutschland bei Kunden wegen seiner günstigen Preise beliebt ist, äußern viele Konsumenten Bedenken hinsichtlich der Qualität der Produkte. Eine Umfrage des IFH zeigte, dass 62 Prozent der Verbraucher potenzielle Risiken durch minderwertige Waren befürchten und viele die Unsicherheiten solcher Marktplätze meiden. Kritiker bemängeln zudem, dass Temu von rechtlichen Schlupflöchern profitiere.
Das Verfahren gegen Temu kommt in einer heiklen Phase der Handelsbeziehungen zwischen der EU und China. Mit der Einführung von EU-Zusatzzöllen auf chinesische Elektroautos verschärfen sich die wirtschaftlichen Spannungen. Während sich Deutschland gegen diese Zölle aussprach, befürchtet man mögliche Folgen für deutsche Hersteller durch chinesische Vergeltungsmaßnahmen.