20. Oktober, 2024

Technologie

Technologie-Giganten treiben Renaissance der Kernenergie an

Technologie-Giganten treiben Renaissance der Kernenergie an

Die Aktien von in Nuklearenergie tätigen Unternehmen erlebten diese Woche ein beispielloses Hoch, nachdem Amazon und Google richtungsweisende Vereinbarungen zur Energieversorgung getroffen hatten. Diese Entwicklungen unterstützen die Einführung der ersten kleinen modularen Reaktoren (SMRs) in den USA und beflügeln den Markt. Die Aktien von Oklo und NuScale Power, beide an US-Börsen notierte SMR-Entwickler, stiegen in der letzten Woche um 99 beziehungsweise 37 Prozent, nachdem ihre Konkurrenten X-energy und Kairos Power neue Finanzierungsvereinbarungen angekündigt hatten. Auch Cameco, Constellation und BWX Technologies erzielten Höchstkurse.

Diese Vereinbarungen ebnen den Weg für die Errichtung von bis zu einem Dutzend fortschrittlicher Reaktoren, um Amazons und Googles energieintensive Rechenzentren mit kohlenstoffarmer Elektrizität zu versorgen. Investoren werten diese Ankündigungen als Zeichen dafür, dass die Renaissance der Kernenergie an Fahrt gewinnt – ein Thema, das nach dem Fukushima-Vorfall im Jahr 2011 ins Stocken geraten war.

Die steigende Zahl von Rechenzentren erfordert einen enormen Energiebedarf in den USA und stellt neben dem Bestreben zur Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen eine Herausforderung dar. So haben sich die Aktien der Constellation Energy Group, die die größte Flotte von konventionellen Reaktoren in den USA betreibt, seit Jahresbeginn verdoppelt. Das Unternehmen unterzeichnete kürzlich einen 20-jährigen Stromliefervertrag mit Microsoft, der zur Wiedereröffnung des Three Mile Island Kernkraftwerks in Pennsylvania führen wird – bekannt durch den schwersten Nuklearunfall in der US-Geschichte.

Die Kursgewinne von Cameco, einem Uranproduzenten, belaufen sich in diesem Jahr auf 38 Prozent, während die Aktien des Nuklearkomponentenzulieferers BWX Technologies um 65 Prozent gestiegen sind. Trotz des Optimismus gibt es auch Stimmen der Skepsis hinsichtlich der Risiken neuer Reaktortechnologien, die früher bereits zu Verzögerungen und Kostenexplosionen geführt hatten.

Das Engagement von Amazon und Google verdeutlicht das Streben der Technologieunternehmen nach zuverlässiger, kosteneffizienter und sauberer Elektrizität als Antwort auf den boomenden Bedarf der neuen KI-Datenzentren. Allein im ersten Halbjahr 2024 wurden neue Rechenzentrumsvorhaben mit einer Gesamtleistung von fast 24 Gigawatt angekündigt – mehr als das Dreifache im Vergleich zum Vorjahr.

Nichtsdestotrotz gibt es Bedenken über die Herausforderungen, die mit der Umsetzung neuer Reaktortechnologien verbunden sind. Trotz unbestreitbarer Fortschritte in Finanzierung und Planung bleiben regulatorische Hürden bestehen, warnen Kritiker. Der Optimismus in der Branche könnte daher übertrieben sein, doch die Unterstützung durch Technologie-Giganten könnte sich als Wendepunkt erweisen.